Wie ein Teenager

Liebe Bäretatze

Ok, müssen das mal beobachten. Ich denke er spürt wohl, wie sehr leid er mir jeweils tut, wenn er trauert und denkt dann, ich gebe nach. Das kam sicher schon öfters vor. Er ist oft so unglücklich, dass ich ihn gerne mit sowas überrasche. Er umarmt mich nach solchen Tagen auch oft und sagte 1000 mal Danke, dass wir dahin gefahren sind usw.
Oder wenn er um etwas tausend mal bettelt und dabei fast Tränen vergisst, weil ein Wunsch so gross ist, wie soll ich da stadtfest bleiben. Das fällt mir wirklich sehr schwer.

Wegen der Langeweile. Ja, das muss ich echt noch üben, dass mich das nicht mehr stresst. Denn er lehnt eh jeglichen Vorschlag ab. Auch mir zu helfen. Er ist dann frustriert und in dieser Emotion ist ALLES langweilig... Es kam bisher auch noch nie vor, dass er aus Langeweile eine geniale Idee bekam und etwas grossartiges entstanden ist. Es geht dann eher in die Richtung, dass er seinen Bruder beim Spielen stört, sie zu streiten anfangen oder er den Papa irgendwie ärgert. Einfach irgendwas, bis es schlussendlich eskaliert. Vielleicht will er dann eben die Aufmerksamkeit aber er lehnt ja jegliche Spielvorschläge ab. Wenn ich dann bewusst frage, was hättest du denn nun am allermeisten Lust, mit deinem Papa zu spielen (Sonntags), dann sagt er, mit ihm einen Ausflug machen. Er sehnt sich also regelrecht nach mehr Reizen von Aussen. Dabei lieben wir grad im November solche ruhigen Sonntage zu Hause. Ich denke das tut doch auch allen gut vor der wieder reizüberfluteten Adventszeit und vor dem Wintereinbruch, wenn wir die Sonntage dann wieder mit Skifahren etc. verbringen.

Herzlich, Faith

Liebe Faith
Vielleicht hilft dir folgender Artikel von Naomi Aldort, den ich vor einiger Zeit ins Deutsche uebersetzt habe.
Blessings, NoCa

Liebe Faith,

Auf jeden Fall tun solch ruhige Familien-Sonntage gut! Und wenn es den Kindern dann langweilig ist, und sie sich nach Action sehnen, dann zeigen sie damit, dass sie es eben grad sehr nötig haben! Ihnen dann diese Ablenkung aus fast einem Zwang heraus zu gewähren, wäre in etwa wie wenn ein Alkoholiker den Kater mit erneutem Alkohol bekämpft.
Manchmal braucht es auch einfach einige Zeit, bis sich die Kinder an die Ruhe gewöhnen, innerlich auch zur Ruhe kommen und dann aus dieser Ruhe heraus etwas mit sich anzufangen wissen.
Ich würde auch nicht unbedingt den Papa als "Spielkameraden" anbieten. Es ist ja nicht euer Bedürfnis, dass er mit dem Papa spielt. Eher so, dass es einfach selbstverständlich ist, dass jetzt jeder das macht, was er mag. Und wenn er dann den Papa fragt, ob er mit ihm ein zb. ein Spiel macht, ist dieser frei zu antworten.
Ich möchte dir einfach Mut machen, diesen Weg mit den Kindern zu gehen. Auch wenn es manchmal verführerisch ring erscheint, für Ablenkung zu sorgen...

Liebe Grüsse
Bäretatze

Vielen Dank für den Artikel und auch für deinen Mut machenden Beitrag, Bärentatze.

Die letzten beiden Sonntage waren sehr entspannt. Ok, letzten Sonntag hatten sie wegen des Schnees auch allerhand Beschäftigung im Garten. Er hat zwar soviel Schnee gegessen, dass er sich dabei einen Husten geholt hat aber solche Erfahrungen müssen halt auch gemacht werden.

LG Faith

Hallo ihr Lieben

Ich habe den Artikel mit grossem Interesse gelesen. Habe auch schon viel von Naomi Aldort gehört. Vieles ist sehr einleuchtend aber vieles trifft sich grad so gar nicht mit VP. Mit vielen Sätzen habe ich wirklich Mühe, es wird mir vieles viel zu extrem. Geht es da nur mir so?

Beispiel:
- Sich der Führung Erwachsener unterzuordnen, verunmöglicht dem Kind sich die Fähigkeit anzutrainieren, sich selbst zu vertrauen, sich auf sich selbst verlassen zu können.

??? Das ist ja genau das Gegenteil von VP?! Das ist doch genau diese Schiene, die alles aus dem Gleichgewicht bringt? Die Leute sagen dem heute - Antiautoriäre Erziehung - ...
Die Kinder sollen sich nicht lernen anzupassen steht da auch. Ok, aber welchen Beruf sollen denn diese Alpha-Kinder einmal ausüben, wenn sie nie lernen mussten, sich irgendwo anzupassen oder führen zu lassen?

Mit lieben Grüssen
Faith

Nun habe ich den Artikel von Naomi Aldort auch gelesen.

Ich finde diesen Artikel wunderbar in Bezug auf die Aussagen über Peer-Gruppen, Eltern-Kind-Beziehung, Beziehungen in altersgemischten Gruppen.

Faith, du hast die Aussagen übers Führen, Unterordnen, Anpassen angesprochen.
Irgendwie kommt es mir auch so entgegen, dass Nachfolgen, Abhängigkeit und Anpassung als etwas Negatives dargestellt werden. Schade!
Wir wissen ja, dass ein Kind, das sich sicher geführt weiss, zur Ruhe kommt, reifen kann und so seine eigene Persönlichkeit finden kann.
Und es will auch nicht jeder Mensch ein Führer sein. Einigen entspricht es, wenn sie auch einfach mal nachfolgen können.
Aber ich kenne Naomi Aldort sonst überhaupt nicht. Vielleicht präzisiert sie ihre Aussagen an anderer Stelle.

Ich bin auch nicht sicher, ob Kinder in kleinen Gruppen immer mühelos miteinander auskommen....schliesslich schlummert doch immer wider mal einiges, zum Beispiel Neid, in uns (nicht nur in unsern Kindern).

Schön finde ich, wie N.L. auch davon spricht, dass Kinder aus Freude etwas tun sollten und nicht nur um die Erwartungen anderer zu erfüllen.
Das ist ja in VP unter Lob und Tadel auch ein grosses Thema.

NoCa, herzlichen Dank fürs Uebersetzen.

Liebe Grüsse

Momira