Kennst du das? Du fühlst dich für eine Sache verantwortlich, auf die du eigentlich keinen Einfluss hast. Etwa, wenn dein Jugendlicher gerade mit der Polizei zu tun hat, die Lehre schmeisst oder deine Eltern beleidigt. Oder, wenn dein Kind im Supermarkt tobt, andere Kinder schlägt, usw. Es stellen sich Gefühle der Scham, der Überforderung, Ohnmacht und Hilflosigkeit ein. Nicht selten merken unsere Mitmenschen erst davon, wenn deine Gefühle in Form von Aggression sichtbar werden.
Das ist für Erwachsene ja schwer genug, aber wie ist das denn bei Kindern? Könnte es sein, dass auch sie oft für Dinge verantwortlich gemacht werden, auf die sie kaum Einfluss haben?
Ich erinnere mich gut daran, wie ich oft verantwortlich gemacht wurde, weil ich meine Sachen in der Schule nicht dabei hatte. Dabei trieb ich wohl den grösseren Aufwand damit als meine Geschwister, die damit keine Probleme hatten.
Was hältst du von diesem Vorschlag: Man sollte Menschen nur für jene Dinge verantwortlich machen, auf die sie auch Einfluss haben.
Kinder suchen von sich aus die Verantwortung. “Selber!” ist ihr Motto - solange wir als Eltern offen dafür sind. Sie ihnen zu geben, wenn sie sie suchen, ist die Kunst. Lässt du deine Kinder die Konsequenzen ihres Verhaltens tragen, wo sie dazu fähig sind?
Da würde für manche Kinder einiges an Stress wegfallen. Sie würden wohl entspannter mit ihren Minderbegabungen umgehen. Sie würden sich nicht aus Angst und Verzweiflung Mühe geben - oder sich verweigern, sondern könnten entspannt ihr Bestes geben oder eben auch nicht. Utopie, ich weiss.
Aber wenigstens im Kontext der Familie könnten wir mit Kindern so umgehen: Kinder so geschaffen, dass sie sich selbst Ziele setzen. Sie fordern sich selbst heraus. Wenn sie dann scheitern, sind wir jene, die sie trösten können, weil sie uns an ihrer Seite wahrnehmen, nicht als die enttäuschten Herausforderer. Wenn wir ihnen die Ziele setzen, sie herausfordern, belastet es die Beziehung, wenn Kinder scheitern. Das gilt auch dann, wenn wir als Eltern das nicht wollen. Kinder wollen unsere Erwartungen erfüllen. "Du schaffst das!" ist nicht immer eine Ermutigung. Lasst uns an unsere Kinder glauben, wichtiger aber ist es, dass sie an sich selbst glauben. Sie sollen in aller Regel ihren Impulsen und Ideen vertrauen können. Beeinflussung geschieht weniger über das Thematisieren, was Kinder falsch oder gar nicht machen, sondern über das Vorbild. Was wir ihnen vorleben, werden sie anstreben, solange sie sehen, dass uns das erfüllt. Wir brauchen das nicht zu organisieren. Wenn sie sehen, dass wir jedes Mal sauer sind, wenn es ans Aufräumen geht, werden sie ihre Schlüsse ziehen. Wenn sie sehen, wie in guter Stimmung Ordnung entsteht, auch.
Hört euch den Podcast von InBindung an. Anna bringt die Zusammenhänge wunderbar auf den Punkt.
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