Refresher

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Refresher 21-06 «Wenn Kinder unzufrieden sind - Teil 2»

Wenn Kinder unzufrieden sind - Teil 2

Hast du beim Experiment mitgemacht, das ich im letzten Refresher angeregt habe? Wenn nein, hast du noch ein Leben lang Zeit dafür… Denn die folgenden zentralen Sätze werden gültig bleiben: 

  • Kinder wollen Subjekte sein, Menschen, die etwas bewegen und bewirken, nicht nur Objekte der Beschulung und der Betreuung. 
  • Und was auch bleiben wird, obwohl viele Kinder das Gegenteil erleben: Kinder wollen sich an den Eltern orientieren, sie fühlen tief in sich die Aufgabe, sich ans Leben der Eltern anzupassen - nicht umgekehrt. 

Wenn Eltern ihnen das Gefühl geben, dass sie selber keine Pläne und Interessen haben für Ausflüge und Ferien, sondern einzig nach Spiel- und Spassarealen für die Kinder Ausschau halten, dann fehlt den Kindern etwas Wichtiges: Sie möchten nämlich erleben, was ihre Eltern begeistert, freut, inspiriert - oder anrührt. Im Idealfall springen solche Vorlieben und Haltungen auf Kinder über. So entstehen dann Gelegenheiten gemeinsam etwas zu erleben, was fasziniert und erfüllt. Wie traurig ist es, wenn Leute so über ihr Freizeitverhalten sprechen: “Wir machen nur Dinge, wo die Kinder ihren Spass haben, sonst sind sie ohnehin unerträglich.”  Ist das nicht ein Jammer? Wie sollen Kinder denn erkennen, dass die Eltern auch ein Leben haben ausserhalb derer, Kinder aufzuziehen und zu diesem Zweck Geld zu verdienen, eine entsprechende Behausung zu bauen oder zu mieten? Hier gilt dann freilich: Pro Kind ein Zimmer muss sein. Früher passte sich die Wohnung dem Budget der Eltern an. War das so falsch? Ich erinnere mich noch, als wir in unser Haus einzogen (zugegeben auch wir haben pro Kind ein Zimmer gebaut…) da wollten die Kinder zunächst alle im gleichen Zimmer schlafen, wie sie es sich gewohnt waren. Wir einigten uns dann auf das Beziehen von zwei Zimmern, eines für die beiden Jungs und eines für die beiden Mädchen. So blieb es jahrelang. Vielleicht ist das mit ein Grund dafür, dass sie jetzt seit Jahren erfolgreich das Zimmer mit ihren Partner*innen teilen….

Für Kinder Opfer zu bringen ist zweifelsohne unerlässlich und namentlich am Anfang der Elternschaft herausfordernd, aber lieber früher als später sollten wir über sie denken wie unsere Vorfahren: Wow, was für ein Segen, Kinder zu haben, die einem so viel abnehmen. Tönt ziemlich weltfremd, ich weiss, aber vielleicht ist es gerade deshalb wahr. 

Eben haben wir in dieser Hinsicht eine gute Erfahrung in eigener Sache gemacht. Wir haben in unserem Büro eine wichtige Aufgabe an einen Schulabgänger delegiert, die Aufgabe nämlich, alle Links auf unserer Webseite durchzutesten und anhand von Screenshots zu dokumentieren, wo etwas nicht funktioniert. Das hat wunderbar geklappt und Claudia entlastet. Wer weiss, vielleicht inspiriert es dich Ähnliches zu wagen.

 

Dies ist vorläufig der letzte Podcast, wo ich aus meiner eigenen Praxis schreibe und spreche. Wir wollen uns nämlich mit einer Serie, von aus meiner Sicht sehr wertvollen Podcasts, beschäftigen. Du kannst sie selber unter “inBindung” finden. Ich werde sie im Refresher jeweils kurz vorstellen und verlinken. Du wirst begeistert sein. 

 

Im heutigen Podcast werden wir eine der Absolventinnen des BRK, des Kurses für Berater*innen und Referent*innen kennenlernen: Katja Wildberger. Sie erzählt uns kurz von sich und dann von ihren Erfahrungen mit dem Experiment vom letzten Refresher. 

Ende Juli wird es keinen Refresher geben, erst wieder Ende August. Bis dahin wünsche ich dir erholsame und erfüllende Sommerferien mit guten Begegnungen mit Menschen und mit Gott. 

Heinz

 

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Refresher 21-05 «Wenn Kinder unzufrieden sind - ein Experiment»

Wenn Kinder unzufrieden sind - ein Experiment

Hast du manchmal unzufriedene Kinder?

Dies, obwohl sie ja alles haben, du für sie sorgst, immer da bist, vorausdenkst, sie rechtzeitig ermahnst, nichts zu vergessen, rechtzeitig loszumarschieren usw. Kränkt dich ihre Undankbarkeit? Nervt es dich, dass sie streiten, statt füreinander da zu sein?

Dabei hast du selber eigentlich eine Herzensbeziehung zu ihnen und sie zu dir, ja sogar eine Join-up Beziehung. Du kannst wunderschöne Gespräche mit ihnen führen, bist nahe dran an ihren Herzen. Dennoch ist der Alltag voll von Unzufriedenheit, Neid und Eifersucht.

Kurz, fühlst du manchmal ohnmächtig und frustriert in der Rolle als Mama?

Wenn das meiste auf dich zutrifft, dann bist du die Person, die ich heute besonders ansprechen möchte. (Du darfst freilich auch ein Papa sein...)

Ich möchte dich einladen zu einem kleinen Experiment.

Wenn du Zeit und Lust hast, erkläre ich dir im – sehr kurzen - Podcast, welche Überlegungen hinter dem Experiment stecken - oder hier in schriftlicher Form.

Du kannst auch einfach zur Tat schreiten und dir selber überlegen, was dahinter stecken könnte.

Worum geht es?

Kinder kommen auf die Welt und sind nicht nur motiviert, sondern darauf angewiesen, dass sie sich aktiv einbringen dürfen. Sie wollen zum Beispiel nicht einfach, dass die Muttermilch in ihren Mund spritzt, sondern sie wollen saugen. Sie wollen die Brust massieren, wollen die Mutter anschauen, mit ihr in Kontakt treten usw. Wenn ihnen solches verwehrt wird, sind sie frustriert und schreien. Die Gehirnentwicklung ist auf die Aktivität der Kinder angewiesen – fast ebenso sehr wie auf die Zuwendung und Liebe der Bezugspersonen. 

Auch als Kleinkinder wollen Kinder aktiv sein, wollen ausprobieren, wollen fühlen, an die Grenzen gehen. 

Wenn Kinder laufend Zuwendung bekommen, ohne dass ihre eigene Zuwendung, ihr eigener Beitrag ans Geschehen funktioniert, löst das in ihnen eine grosse Verunsicherung aus. Sie werden frustriert ohne zu spüren wodurch. Wir spüren ihre Unzufriedenheit und sind versucht unsere Anstrengungen zu intensivieren, ihnen Dinge zu geben, sie zu unterhalten, Liebe zu schenken, sie zu herzen usw. Dabei haben sie vielleicht von all dem schon zu viel. Was ihnen fehlt, ist die Möglichkeit sich einzubringen, die Balance zwischen Nehmen und Geben zu finden. 

Schnell gewöhnen sich Kinder an diese Situation. Sie passen sich an, nehmen es hin, dass ihr Beitrag nicht gefragt ist. Nachdem unser ganzes Nervensystem aufs Energie sparen angelegt ist und wir uns nicht sinnlos aktivieren, sind alle Lebewesen in einem gewissen Sinne auch träge. So kann es passieren, dass  ihre unfreiwillige Passivität und ihre Bequemlichkeit eine unheilige Allianz eingehen. 

Spätestens jetzt erleben wir diese Kinder als faul. Sie vermeiden Anstrengungen, sie wollen unterstützt und angeregt werden. Sonst leiden sie und beklagen sich.

Erwachsene reagieren darauf und sind frustriert, wenn der Umgang mit ihrem Kind immer mehr Anstrengung braucht und immer weniger Effekt zu haben scheint. 

Undankbare und unzufriedene Kinder sind entstanden.

Jetzt beginnt das eigentliche Problem, denn nun deuten wir das moralisch, nehmen es ihnen mit der Zeit übel, geben ihnen entsprechende Feedbacks, bis die Kinder selber schlecht über sich denken, leicht kränkbar werden, quengelig und aggressiv die einen, antriebslos die anderen. 

Vergib mir die nötigen Vereinfachungen hier. Es kann ja auch ganz anders laufen. Wenn du herausfinden willst, ob die Situation deines Kindes mit dieser Betrachtung zu tun hat, dann lade ich dich ein, bei einem Experiment mitzumachen.

Ermögliche es deinem Kind sich selber als Quelle des Glücks anderer zu erleben.

Sorge dafür, dass dein älteres Kind für das jüngere etwas Gutes tun kann.

Wenn ich also vorschlage, dass dein älteres Kind einem jüngeren helfen soll, dann geht es diesmal nicht ums kleinere, sondern um das gute Gefühl des älteren Kindes, etwas Sinnvolles zu tun. Vielleicht kann es ihm ein Büchlein zeigen, ihm ein Spiel beibringen oder es auf einen Botengang mitnehmen. Je nach Alter und Reife halt.

Beim zweiten Experiment geht es darum, dass ihr als ganze Familie herausfindet aus der Einbahnstrasse. Versucht gemeinsam anderen etwas Gutes zu tun. Backt vielleicht zusammen Kekse, die ihr anschliessend als kleine Geschenke in die Milchkästen legt. Ich erinnere mich, was es in uns und den Nachbarskindern ausgelöst hat, als sie uns ein kleines Gebäck brachten. Sie hatten nicht einfach Spass, es war mehr: Erfüllung, sie waren glücklich und wir auch – fast mehr über die Freude der Kinder als über das Gebäck. 

Wenn ich dich im dritten Punkt einlade dich zurückzunehmen und es deinem Kind zu gestatten, Probleme zu haben, um sie selber zu lösen, dann meine ich etwa folgendes: Höre auf, dein Kind anzutreiben. Sag ihm am Abend vorher: Morgen musst du selber schauen, dass du rechtzeitig zur Schule kommst. Ich mache dich auf die Zeit aufmerksam, aber ob du dann entsprechend reagierst oder nicht, das überlasse ich dir. Denkst du, dass du früher aufstehen solltest, wenn dich niemand antreibt? Wahrscheinlich wird das Kind davon absehen. Du wirst mit grosser Wahrscheinlichkeit stauen, dass es selber alles macht, was du bis jetzt von ihm gefordert hast. Freue dich darüber und lass es zu, wenn andere Dinge nicht funktionieren. Mache dich einzig bereit dein Kind zu unterstützen, wenn es deine Hilfe sucht. 

In allen drei Punkten geht es also darum, dass deine Kinder von Objekten zu Subjekten werden dürfen bzw. sollen. Überlasse ihnen den Erfolg, wenn sie rechtzeitig in der Schule ankommen und erst noch mit ihren Sachen. Ermögliche ihnen das gute Gefühl des Erfolges, aber auch das Leiden im Misserfolg. Stehe ihnen bei, aber nutze ihre Energie, nicht deine. Kinder wollen laufen, nicht getragen werden. 

Ich fasse zusammen: 

In diesem Experiment wollen wir davon ausgehen, dass Kinder nicht (nur) Empfänger von Wohltaten sein wollen, sondern Urheber des Schönen und Guten. Wir wollen davon ausgehen, dass sie nicht Objekte, sondern Subjekte sein wollen. 

Man kann auf die Dauer nicht die Liebe der Mitmenschen wahrnehmen, wenn man selber nicht aktiv Taten der Liebe tut. Ein Zuviel an Verständnis und Wertschätzung, ohne gleichzeitig ähnliches mit anderen zu tun, verleitet dazu narzisstische Züge zu entwickeln. 

Über das Phänomen des Narzissmus spreche ich ein andermal ausführlicher.

 

 

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Info 15-04 "Beziehungsmacht nützen"

Gehörst du zu den Menschen, die den Kindern ihren Willen aufzwingen? Oder bist du jemand, der den Kindern möglichst ihren Willen lässt?
Ich möchte dich heute daran erinnern, dass VP weder den einen noch den andern Weg empfiehlt. Kindern ihren Willen zu lassen, ist oft richtig, aber ebenso oft brauchen Kinder unseren Einfluss, der sie auf eine andere Fährte führt. Wie diese Einflussnahme geschieht und worauf die Macht dazu beruht, das ist das Thema von VP: Es geht darum, unsere Kinder ins Join-up zu führen und so eine Beziehungsmacht aufzubauen, ja und dann müssen wir sie auch nutzen. Es kann durchaus passieren, dass unsere Kinder gar nicht einverstanden sind mit unseren Ideen. Das sollte uns nicht wundern und uns im Normalfall auch nicht vom Weg abbringen. Kinder müssen das Recht haben, ihre Befindlichkeit auszudrücken. Wenn wir ihnen das zugestehen, noch besser, wenn wir sie darin unterstützen, dann können wir die Art, wie das geschieht, beeinflussen. Ein Kind, das keine Lust hat, eine Arbeit zu verrichten, sollte das Recht haben, sein Missfallen angemessen auszudrücken. „Oh, ich sehe, das fällt dir jetzt gerade schwer. Das tut mir leid, aber das muss sein.“ Eine solche Botschaft ist hilfreicher als: „Wieso kannst du nicht ein einziges Mal ‘okay’ sagen? Immer dieses Gemotze.“ Manchen Kindern hilft es, wenn wir ihren Widerstand bereits einplanen und voraussehen. „Es wird dir vielleicht schwerfallen, aber heute musst du alleine kochen. Gib einfach dein Bestes. Ich komme erst um halb eins.“ Ein solches Kind fühlt sich ernst genommen und verstanden. Es ist ja dann immer noch frei zu sagen: „Kein Problem, das mach ich doch gerne…“

Livesendung vom 27. April 2015

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Info 14-05 "Die geheime Macht der Sorgen - Teil 2"

Die grösste Sorge der Kinder - nein, aller Menschen - ist jene um die Bindungen. Die Frage nämlich: "Gehöre ich dazu? Liebt man mich? Schiebt man mich zur Seite?"

Diese grosse Sorge der Menschen kann man dazu nützen, sie zu steuern: “Wenn du das und das tust bzw. nicht tust, gehörst du dazu, liebt und bewundert man dich usw., andernfalls...” Schon immer lassen und liessen Kinder sich auf diese Weise führen. Wichtig ist und war, dass sie ständig ein bisschen im Zweifel sind, ob sie denn nun wirklich angenommen sind, ob sie wirklich okay sind. Diese Art der Führung gibt es auch in der Wirtschaft. Es ist hilfreich, Menschen dauernd ein bisschen in Sorge um ihren Job zu halten, um Schlendrian vorzubeugen. Man kann auch im Ehepartner den Zweifel säen, ob da nicht eine andere Beziehung sei, um ein wohltuendes Werbeverhalten auszulösen.

Das Risiko dieser Art der Führung ist indes beträchtlich.

Zum einen kippt das “Sich-Mühe-Geben” plötzlich ins Gegenteil. Dem Kind ist es scheinbar egal, wenn sich die Beziehung zu den Eltern verschlechtert oder wenn der Lehrer unzufrieden ist. Der Arbeiter kündigt die Stelle, weil der Druck ihm zu gross wurde.

Zum anderen, und das ist die grosse Unbekannte: Kinder können ihr Potenzial nur entfalten, wenn sie ganz sicher gebunden sind. Wenn sie sich geborgen fühlen und unangefochten in ihrer Stellung. Menschen sind nur dann wirklich kreativ, wenn sie darauf vertrauen, dass sie es sich leisten können zu scheitern. Je unsicherer sie sind, desto mehr gilt ihre Aufmerksamkeit dem Überwinden eben dieser Unsicherheit. Das Vermeiden von Fehlern wird wichtiger als das Erforschen neuer Lernfelder.


Einem Kind das Bewusstsein der bedingungslosen Annahme zu vermitteln, setzt jene wichtige Energie frei, die es braucht zum Reifen und zum Entwickeln eigener Ideen und Pläne.

Talk über das Monatsthema

Livesendung vom 26. Mai 2014

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Info 13-05 "Dienstleistungen herunterfahren?"

"Ich habe die Dienstleistungen schon ziemlich heruntergefahren, aber es bringt alles nichts." Das sagte letzthin eine Frau zu mir, die nicht verstand, warum ihre Tochter auf Oppositionskurs blieb. "Keine Join-up-Intervention funktioniert." Einmal mehr musste ich an jene Stelle im Buch denken, die man leicht missverstehen kann, und ich nahm mir vor, die Sache im nächsten Rundbrief zu thematisieren. Nun, wann soll man die Dienstleistungen herunterfahren? Dann, wenn ein Kind das Bewusstsein verloren hat, dass es die Eltern braucht, und sich innerlich von den Eltern distanziert hat, wie es oft vorkommt, wenn Kinder gleichaltrigenorientiert sind, wenn Druck und Gegendruck Alltag geworden sind, wenn es Eltern nicht gelingt, mit den Kindern überhaupt ins Gespräch zu kommen, ja, dann kann es sinnvoll sein, ein Zeichen zu setzen. Zum Beispiel so: "Bis wir uns einig sind, wie der Morgen sich abspielen soll, möchte ich dich nicht mehr wecken. Es ist für dich und für mich so nur eine Belastung." Solange aber das Gespräch möglich ist, ist eine solche Massnahme ziemlich sicher kontraproduktiv.

Es ist wichtig, dass wir die Eltern-Kind-Beziehung als Liebesbeziehung wahrnehmen. Wir alle haben ein Gefühl dafür, dass Liebesbeziehungen sich nicht mit gewissen Dingen vertragen. Drohungen zum Beispiel oder gar Ultimaten. Ganz allgemein ist es das Wesen von Liebesbeziehungen, dass es eben keinen Druck braucht. Druck beschädigt die Liebesbeziehung, genau so wie Beschimpfungen und Anklagen. Unter Erwachsenen ist uns das klar, namentlich unter Verliebten. Denken wir aber daran, dass es heute noch Kulturen gibt, wo es üblich ist, Frauen zum Gehorsam zu zwingen. So fremd uns das jetzt ist, so fremd sollte es sein, Kinder zum Gehorsam zu zwingen. Sobald wir uns bewusst sind, dass die Eltern-Kind-Beziehung eine Liebesbeziehung ist, bzw. sein sollte, wird es uns leicht fallen, gewisse Verhalten loszulassen.

Was  ist die Alternative zum Druck? In einer hierarchischen Liebesbeziehung, in einer Join-up-Beziehung also, gibt es sehr wohl Wege, einander zu beeinflussen: Ich gebe Anweisungen, äussere Wünsche, verbiete usw. Das Kind, das in richtiger Weise an mich gebunden ist, wird solches nicht leichtfertig übergehen. Und wenn doch? Ja, dann ist Beziehungsarbeit dran und nicht Druck. Dann ist die zweite Meile* dran und nicht das Herunterfahren der Dienstleistungen.

* siehe Infobrief 13-03

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Info 13-03 "Die zweite Meile!"

"Wenn einer von dir verlangt, eine Meile mit ihm zu gehen, dann gehe zwei Meilen mit ihm!" Diese Bibelstelle aus dem fünften Kapitel des Matthäus-Evangeliums ist eine von denen, die ich erst seit kurzem in ihrer Tiefe zu verstehen beginne. Erst seit ich mich intensiv damit auseinandersetzte, was es braucht, damit Beziehungen tiefer und fester werden können, statt langsam zu erodieren und im Zerbruch oder in der Gleichgültigkeit zu enden. Es geht in diesem Vers darum, was Beziehungen nährt. Die erste Meile, die ich mit ihm gehe, gibt ihm das, was er - zu Recht oder zu Unrecht - einfordert. Sie nährt die Beziehung nicht, sie verhindert, dass sie sich verschlechtert, und beugt somit allfällige Unannehmlichkeiten vor. Ganz anders die zweite Meile: Sie ist es, die ich freiwillig mitgehe. Sie nährt nicht nur mein Gegenüber, sondern auch mich selber. Dieses Prinzip, das Jesus mit dem Vers vom Rock und dem Mantel unterstreicht, liegt dem Reich Gottes zugrunde. Es ist das Prinzip der unverdienten Gnade, das vielleicht in unseren Kopf passt, aber für unser Herz nur schwer zu fassen ist, es sei denn, wir fangen an, unseren Alltag danach auszurichten. 

Wie oft reagieren wir Eltern auf das, was unsere Kinder fordern, und fühlen uns entsprechend unter Druck oder gar ausgenutzt. Hast du dir schon überlegt, wie es wäre, wenn du deinem Kinde mehr gibst als es einfordert? Wenn du spontan und aus eigenem Antrieb gibst? Einfach, weil du es willst und weil du spürst, wie gut das tut? Wenn du nachfragst, dir Zeit nimmst, bevor dein Kind darum bettelt oder sich resigniert zurückzieht, weil das Betteln so demütigend ist? Hast du dir schon überlegt, wie es sich anfühlen würde, mit deinem Mann oder deiner Frau die zweite Meile zu gehen? Wie könnte das konkret aussehen? Auf jeden Fall würde sich das Reich Gottes dadurch ausbreiten.

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