Refresher

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Refresher 23-01 «Die Ohren als Kommunikationsmittel - nicht so wie du denkst!»

Fällt es dir auch manchmal schwer, deine Kinder zu etwas zu bewegen, sie zu einem bestimmten Verhalten zu bringen? Dann möchtest du, dass dein Kind genau jetzt den Kompostkübel leert - nicht später, denn dann vergisst es das ganz bestimmt und schliesslich musst doch wieder du… Kennst du das? 

Für meine Eltern war das damals viel einfacher. Sie sagten mitunter: Wenn du jetzt nicht… dann hole ich dich an den Ohren. Das sagten sie meist weder genervt noch gar aggressiv, nein, sondern ruhig und gelassen. Sie waren Herr der Lage. Für mich war der Entscheid dann meist einfach: Wollte ich jetzt meine Sachen wegräumen oder dabei von den Eltern auf diese Weise begleitet werden? Ich fühlte mich dabei selten schlecht. Es ersparte mir den Aufwand, mich selber zu motivieren. Eine solche Aktion belastete unsere Beziehung in der Regel nicht. Meist gingen solche Aktionen völlig unaufgeregt über die Bühne. Der Effekt war verblüffend: Ich gehorchte aufs Wort. Ohne Verzug. 

Keine Angst, ich plädiere jetzt nicht für eine Rückkehr zur Erziehung über die Körperstrafe oder die Androhung von solchen. Ich plädiere aber entschieden dafür, dass wir uns als Eltern und Grosseltern bewusst werden sollten, dass wir die Sache zu ende denken müssen. 

Wenn wir den Kindern unseren Willen aufzwingen wollen, wenn wir wollen, dass sie - unabhängig von ihrem Willen und ihrer Befindlichkeit hier und genau jetzt das tun, was wir ihnen sagen, dann wäre es besser sie an den Ohren zu nehmen als sie zu beschimpfen, sie zu beschämen, weil sie gerade voller Gegenwillen sind. 

“Das weiss ich alles und dennoch falle ich immer wieder in alte Verhaltensweisen zurück.” Diesen Satz höre ich öfters von verzweifelten Eltern. Dann erzählen sie mir von Ohnmachtsgefühlen und Aggression und schämen sich für ihre Gewaltphantasien. Kennst du das auch? 

Im nächsten Webinar wollen wir zusammen gründlich darüber nachdenken, wie wir Fehlziele fallenlassen können und zur Einheit von Herz und Hand finden, Es geht nicht ohne das, denn unsere Kinder schauen in unsere Herzen. Wenn wir mit den Worten verständnisvoll sind, das Herz aber voller Anklagen ist, bleiben Kinder und Eltern verzweifelt zurück. 

Wir wollen darüber nachdenken, dass es eine andere Art von Gehorsam gibt, der zwar nicht immer auf Knopfdruck funktioniert, dafür aber nicht aus der Angst vor negativen Konsequenzen kommt, sondern aus der Zugehörigkeit und aus der angeborenen Solidarität und Loyalität unserer Kinder. Erinnerst du dich noch an die Zeit, als sie überall mithelfen wollten? 

Diese Eigenschaften sind noch immer in deinen Kindern. Die Freiheit ist der Nährboden der Liebe.  

Ich freue mich, wenn du dabei bist.

Im aktuellen Podcast kannst du Heinz und Sabrina zuhören, wie sie über das aktuelle Thema sprechen.

 

Podcast des Monats


Hier der Podcast zum anhören.

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Info 17-06 "Aufschauen"

Gehörst du auch zu den Menschen, die sich ständig überlegen, ob sie auch alles richtig machen mit ihren Kindern? Die sich ständig hinterfragen und sich häufig bei ihren Kindern entschuldigen, wenn sie zum Schluss kommen, dass nicht alles korrekt war?

Wenn du diese Haltung im Umgang mit deiner Partnerin oder deinem Partner hast, dann mag das edel sein, solange du es nicht übertreibst.

Kinder hingegen haben ein anderes Bedürfnis. Sie wollen zu dir aufschauen, wollen glauben, dass du die beste Mami, der beste und erst noch stärkste Papi bist. Sie wollen zu dir aufschauen dürfen. Nur so fühlt sich Gehorsam gut an, nur so sind deine Ermutigungen wertvoll und deine Ermahnungen relevant.

Sei vielleicht ein bisschen weniger selbstkritisch, ein bisschen gnädiger und lockerer mit dir selber, ein bisschen entspannter. So fällt es deinen Kindern leichter zu dir aufzuschauen. Ja, und vielleicht solltest du selber zu jemandem aufschauen, der dich liebt und ein ganzes Ja zu dir hat.

Und vergiss eines nicht: Es geht Kindern selten besser als ihren Eltern. 

 

Livesendung vom 26. Juni 2017

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Info 16-06 "Ohnmachtsgefühle"

Kennst du das Gefühl, das aufkommt, wenn ein Kind nicht tut, was du sagst? Wenn du das dringende Gefühl hast, etwas tun zu müssen, und weisst nicht wie? Wenn du das Gefühl hast verantwortlich zu sein, aber es fehlt dir der Einfluss? Es ist ein schmerzliches Gefühl und meist mischt sich noch Scham hinein, der Gedanke, ein Versager zu sein.

Als Eltern sind wir prädestiniert, uns so zu fühlen. Kein Wunder, dass wir versucht sind, unsere Kinder zu kontrollieren, um sie berechenbar zu machen.

Wenn du mit VP unterwegs bist, dann weisst du es: Dieses Gefühl gilt es auszuhalten, ja willkommen zu heissen. Es verweist dich an deinen Platz: nicht auf den des Töpfers, sondern auf den des Gärtners. Wir können und müssen unsere Kinder nicht machen, sie werden. Vergessen wir es nicht: Die Kinder brauchen deine Führung mehr als du ihren Gehorsam.
Sobald wir das Ohnmachtsgefühl nicht zulassen, laufen wir Gefahr, in der Aggression zu landen und wohl oft in der Resignation.

Je mehr du voraussiehst, ob dein Kind jetzt gehorchen kann oder will, desto besser kannst du dich schützen. Verzichte auf Befehle, die du nur unter grossem Aufwand durchsetzen kannst. Arbeite an der Beziehung. Wenn dein Kind im Join-up ist, dann fühlt sich der Gehorsam richtig an, sonst nicht. 

 

Livesendung vom 27. Juni 2016

Verschiedene Themen

  • Ein sensibles Kind trägt seinen Frust häufig nicht verbal nach aussen, sondern reagiert anders (Bsp. Atemnot = Ausdruck von Frustration).
  • Bei einer Join-up-Intervention kann man als Eltern ein Privileg entziehen - bis das Kind sich wieder kooperativ zeigt.
  • Gute Dinge werden nicht durch Zwang und Druck erreicht.
  • Wenn ein kleines Kind weint, weil es z. B. nicht schlafen will, muss man kein schlechtes Gewissen haben, weil man es ins Bett bringt. Man kann ein Stück weit mitleiden, aber es ist nichts Schlimmes daran, wenn das Kind einmal weinen muss - das ist sein Ausdruck, wie es sich gerade fühlt.

 

Ohnmachtsgefühle

    • Wir als Eltern müssen bereit sein, das Ohnmachtsgefühl zu ertragen. Es ist ein unangenehmes und schmerzliches Gefühl, welches man aushalten muss.
    • Wenn wir das Ohnmachtsgefühl aushalten, kommen wieder gute Ideen.
    • Wenn wir das Gefühl nicht durchhalten und mit anderen Tricks versuchen, das Ziel zu erreichen, und es auch nicht funktioniert, dann folgt häufig der Zorn. Der abrupte Übergang von Zureden zu Zorn schafft Unsicherheit, weil wir als Eltern für die Kinder unberechenbar werden.
    • Wir müssen lernen, die Ohnmacht anzunehmen und zu ertragen.
    • In einer solchen Situation könnte man wie folgt reagieren: “Es ist so, wie es ist - nicht so, wie ich es gerne hätte. Wir reden morgen weiter.”

 

  • Vertagen ist gut und hat eine gute Wirkung auf das Kind. Es weiss, Mami oder Papi sind nicht wütend, aber auch nicht zufrieden. Meine Eltern leiden, aber sie machen mir keine Vorwürfe.

 

  • Wenn ein Ohnmachtsgefühl aufkommt, kann man z. B. den Kindern sagen, dass man eine Runde mit dem Hund macht um nachzudenken, und so sagt man nichts im Zorn, was man später bereut, oder man macht etwas für sich selber.

 

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Info 15-06 "Ich habe Durst!"

Eine scheinbar ganz normale Aussage, und sie könnte so weitergehen: «Darf ich mir ein Glas Sirup machen?» oder auch «Darf ich mir im Keller eine Cola holen?»

Manchmal ist es anders, und die nächste Person, die sich bewegt, ist nicht der Neunjährige, der Durst hat, sondern die Mutter. Sie fühlt sich augenblicklich unwohl, nachdem ihr Kind Durst hat. Sie fühlt sich verpflichtet, diesen Übelstand sofort zu beheben. Vielleicht schlägt sie dem Kind ein paar Getränke vor, die das Kind unwillig ablehnt. «Lieber eine Cola!»

Zugegeben, das mag in dieser Ausprägung selten sein, aber die Gefahr, dass Eltern die Probleme ihrer Kinder zu ihren eigenen machen, ist gross und relativ weit verbreitet. So müssen Kinder gar nicht mehr fragen: «Mama, fährst du mich zur Schule? Ich habe den Bus verpasst.» Sie wissen es: Wenn sie sagen: «Der Scheissbus ist mir vor der Nase davongefahren», kommt ihr Problem und ihr Druck ohne ihr Zutun bei Mama an, und sie wird sich fühlen, als ob sie selber den Bus verpasst hätte. So fällt es ihr auch nicht auf, wenn das Kind die Hilfe für selbstverständlich nimmt und sich auch nicht veranlasst sieht, dankbar zu sein. 

Es ist noch nicht so lange her, da sagten Eltern in dieser Situation: «Geschieht dir recht! Wieso trödelst du so lange? Mach, dass du auf dein Fahrrad kommst!»

Gäbe es da etwas Hilfreiches dazwischen? Ich denke schon. Zum Beispiel so: «Oh, das tut mir leid. Das kann es geben.» Punkt. Das Kind übernimmt für sich die Verantwortung und löst das Problem. Wenn das ganz klar ist, dann sind Mamas frei zu sagen: «Komm, Jonas, ich bringe dich zur Schule. Ich gehe dann gleich noch zu...»

Kinder, die sich gewohnt sind, dass die Erwachsenen ihre Probleme lösen, sind in ihrer Entwicklung beeinträchtigt. Noch schlimmer: Nicht wenige Kinder lasten ihre Probleme den Eltern an, fordern deren Hilfe ein und verpassen deshalb jene schönen Momente, wo Eltern ein Auge zudrücken. Wie sollen sie, wenn sowieso schon beide zu sind?

Talk über das Monatsthema

Livesendung vom 29. Juni 2015

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Info 14-04 "Führen ohne Gegnerschaft"

Heute möchte ich uns gerne an einen wichtigen Grundsatz erinnern, der ganz am Anfang stand: Was macht es aus, dass ein Kind sich gerne führen lässt? Erinnere dich an jene Leute, denen du gerne gefolgt bist. Was hat sie ausgezeichnet? Dass sie besonders klug, schön oder jung waren? Nein, es war wahrscheinlich ihre “natürliche Autorität”.

Sie beruht auf zwei grundsätzlichen Faktoren:

1. Du hast das Wohlwollen dieser Person gespürt. Du nahmst sie “auf deiner Seite” wahr.

2. Sie hat geführt. Will heissen, sie war sich ihrer Rolle als Leitungsperson bewusst und hat gesagt, wo es langgeht, ohne sich dabei schlecht zu fühlen. Das ist es, was wir wohl als “natürlich” wahrnehmen. Die Leiterschaft war nicht aufgesetzt, sondern entsprach einer Berufung.

Nun, Eltern sind berufen zu führen. Du brauchst dich also nicht irgendwie komisch zu fühlen, wenn du führst. Deine Kinder sind designed, dir zu folgen.

Wie aber bleibst du auf der Seite des Kindes, wenn du spürst, dass es dem Kind schwerfällt zu folgen? Oder wenn es sich gar offen widersetzt? Wenn du dann in Gegnerschaft oder gar in Feindlichkeit gerätst, wenn du Druck machst, laut wirst, ist das zwar normal, weil es frustrierend ist, wenn Kinder nicht tun, was wir sagen. Gleichzeitig ist es aber genau das, was die Beziehung abbaut.
Überlege, ob dein Kind grundsätzlich im Join-up ist, sonst arbeite an der Beziehung. Wenn du das Gefühl hast, dass die Beziehung eigentlich stimmt, das Kind aber dennoch oft nicht kooperiert, dann wäre vielleicht der folgende Vorschlag für dich hilfreich. 

Versuche deinem Kind bewusst zu machen, dass Führung und Gefolgschaft auch in seinem Interesse ist. Beispiel: “Ich lese aus dem Buch vor. In fünf Minuten fange ich an.” Versichere dich, dass deine Kinder das auch gehört haben und keinen Aufschub wünschen. Fange fünf Minuten später wirklich an, auch wenn noch niemand da ist. “So, ich bin bereits auf der letzten Seite des heutigen Abschnitts. Schade, dass du nicht dabei warst.” - “Aber jetzt komme ich ja nicht mehr nach!? Warum habt ihr nicht gewartet? Das ist gemein!” - “Ich fasse es für dich morgen kurz zusammen, wenn du ein bisschen vor der Zeit kommst.” Je liebevoller und fürsorglicher dieser Satz ist, desto mehr wird ein Kind fühlen, dass das unverdiente Gnade ist. Und desto mehr wird das Kind sich wohl vornehmen, nächstes Mal zur Zeit zu sein. 

Ein Kind zu führen, dient dem Kind, nicht in erster Linie den Eltern. Je mehr das Kindern bewusst ist, desto besser wird sich für sie der Gehorsam anfühlen.

Talk über das Monatsthema


Livesendung vom 28. April 2014

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Info 13-05 "Dienstleistungen herunterfahren?"

"Ich habe die Dienstleistungen schon ziemlich heruntergefahren, aber es bringt alles nichts." Das sagte letzthin eine Frau zu mir, die nicht verstand, warum ihre Tochter auf Oppositionskurs blieb. "Keine Join-up-Intervention funktioniert." Einmal mehr musste ich an jene Stelle im Buch denken, die man leicht missverstehen kann, und ich nahm mir vor, die Sache im nächsten Rundbrief zu thematisieren. Nun, wann soll man die Dienstleistungen herunterfahren? Dann, wenn ein Kind das Bewusstsein verloren hat, dass es die Eltern braucht, und sich innerlich von den Eltern distanziert hat, wie es oft vorkommt, wenn Kinder gleichaltrigenorientiert sind, wenn Druck und Gegendruck Alltag geworden sind, wenn es Eltern nicht gelingt, mit den Kindern überhaupt ins Gespräch zu kommen, ja, dann kann es sinnvoll sein, ein Zeichen zu setzen. Zum Beispiel so: "Bis wir uns einig sind, wie der Morgen sich abspielen soll, möchte ich dich nicht mehr wecken. Es ist für dich und für mich so nur eine Belastung." Solange aber das Gespräch möglich ist, ist eine solche Massnahme ziemlich sicher kontraproduktiv.

Es ist wichtig, dass wir die Eltern-Kind-Beziehung als Liebesbeziehung wahrnehmen. Wir alle haben ein Gefühl dafür, dass Liebesbeziehungen sich nicht mit gewissen Dingen vertragen. Drohungen zum Beispiel oder gar Ultimaten. Ganz allgemein ist es das Wesen von Liebesbeziehungen, dass es eben keinen Druck braucht. Druck beschädigt die Liebesbeziehung, genau so wie Beschimpfungen und Anklagen. Unter Erwachsenen ist uns das klar, namentlich unter Verliebten. Denken wir aber daran, dass es heute noch Kulturen gibt, wo es üblich ist, Frauen zum Gehorsam zu zwingen. So fremd uns das jetzt ist, so fremd sollte es sein, Kinder zum Gehorsam zu zwingen. Sobald wir uns bewusst sind, dass die Eltern-Kind-Beziehung eine Liebesbeziehung ist, bzw. sein sollte, wird es uns leicht fallen, gewisse Verhalten loszulassen.

Was  ist die Alternative zum Druck? In einer hierarchischen Liebesbeziehung, in einer Join-up-Beziehung also, gibt es sehr wohl Wege, einander zu beeinflussen: Ich gebe Anweisungen, äussere Wünsche, verbiete usw. Das Kind, das in richtiger Weise an mich gebunden ist, wird solches nicht leichtfertig übergehen. Und wenn doch? Ja, dann ist Beziehungsarbeit dran und nicht Druck. Dann ist die zweite Meile* dran und nicht das Herunterfahren der Dienstleistungen.

* siehe Infobrief 13-03

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Info 13-02 "Eine gute Investition!"

"Wann thematisierst du wieder einmal etwas für ältere Kinder?", fragte mich kürzlich eine Frau. "Unsere Kinder sind Teenies!" Hier also ein Thema, das für uns alle ist, Erwachsene inklusive - und es geht an den eigentlichen Kern von VP heran: Wenn wir Menschen führen wollen, dann müssen wir in die Beziehung investieren. Unser Ziel darf es also nicht länger sein, das Verhalten unseres Kindes zu beeinflussen, sondern die Beziehung zum Kind zu vertiefen.

Heute Morgen hat mich Tabea Lüthi angesprochen und mir von einer faszinierenden Erfahrung berichtet. Und zwar hat ihre VP Gruppe - inspiriert durch die Lektüre des Buches von Gordon Neufeld - versucht, den Tag auf eine neue Weise zu starten. Anstatt die Kinder zu wecken, sie gleich anzuleiten, anzuspornen oder gar anzutreiben, sich einfach einmal Zeit nehmen für das Kind, so quasi bevor noch der Tag mit seinen Anforderungen beginnt. Dies, um die Beziehung statt die Anweisungen in den Vordergrund zu stellen. Wie genau das zu und her ging, erzählt uns Tabea in unserem aktuellen Vidocast, den ihr unten anklicken könnt.

Bei älteren Kindern ist das vielleicht nicht eins zu eins zu übernehmen, aber auch hier gilt: Es ist viel besser, die Energie in die Beziehungspflege zu investieren, als in die Steuerung der Kinder. Wenn sie im Join-up sind mit uns, wird Gehorsam sich für sie gut anfühlen, ja und sie werden auch mal etwas tun, wozu sie gar keine Lust haben, einfach "weil du es bist". Das gleiche gilt auch in der Ehe. Was investieren Eheleute doch manchmal in lange Auseinandersetzungen, wo jedes die eigenen Bedürfnisse kommuniziert und den Frust darüber, dass der Partner oder die Partnerin diese meine Bedürfnisse zu ignorieren scheint. Wie wäre es mit einer unerwarteten Einladung zu einem Nachtessen zu zweit? Wie wäre es mit dem Erfüllen eines längst weggesteckten Wunsches? Kleine Zeichen wirken manchmal Wunder. Auch eine gute Gebetszeit miteinander. Es reicht ja nicht, die gegenseitigen Bedürnisse zu kennen, es braucht auch den tiefen Wunsch, diese über die eigenen zu stellen, und den kann man nicht herbeidiskutieren. Er ist immer ein Geschenk.

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Info 13-01 "Verwöhnen ist nicht gleich Verwöhnen"

Die Erziehung ohne Zuckerbrot und Peitsche ist nicht immer einfach. Was machen wir denn, wenn ein Kind uns nicht gehorcht? Es einfach lassen? Hat das keine Konsequenzen? Die skeptischen Blicke von anderen Eltern, Freunden und Verwandten sind uns gewiss. Der Vorwurf, wir würden unsere Kinder verwöhnen, wird bald laut. Tatsache ist, dass wahrer Gehorsam aus dem tiefen Herzen heraus eine Frage der Beziehung und der Reifung ist. Ein Kind wächst in den Gehorsam hinein, wenn es eine tiefe Beziehung zu den Eltern hat (oder einfach: wenn es im möglichst dauerhaften Join-up ist) und wenn es verständiger geworden ist und gelernt hat, wie bedeutsam Gehorsam ist. Von deiner Seite her sind zwei Dinge notwendig:

  1. Liebe und - als besondere Form davon - Geduld
  2. Gespräche mit dem Kind über den Gehorsam, bei denen du das Kind coachst darüber, wie wichtig Gehorsam ist. Besprich auch Situationen, in denen es mit dem Gehorchen nicht so geklappt oder eben geklappt hat.Bedenke dabei aber, dass möglichst viel Freiraum für das Kind hilfreich ist, um selbständig zu werden. Gib also keine Anweisungen, die nicht zwingend nötig sind.

Bis dein Kind so reif ist, dass du es über Gehorsam unterrichten kannst, lass es möglichst gar nicht zum Ungehorsam kommen. Dabei reicht es meist aus, dass du sicher führst und dass die Frage, wer wen braucht, geklärt ist.In Fällen, in denen das nicht ausreicht, ist es schön, wenn du so kreativ bist, dass es gar nicht zur Auseinandersetzung kommt. Das Kind lässt die teure Vase nicht in Ruhe? Stell sie auf einen Schrank. Dein kleiner Schatz kommt nicht, wenn du zum Essen rufst? Schau, was er gerade macht, bestimmt ist er total ins Spiel vertieft und sieht die Notwendigkeit zum Essen nicht. "Bis du den Legoturm fertig gebaut hast, können wir schon noch warten." Es ist nicht nötig, nun ernst und streng zu werden. Im Gegenteil: Je seltener du für dein Kind als "Gegnerin oder Gegner" auftrittst, desto früher wird reifer, echter und freiwilliger Gehorsam die Frucht davon sein.

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Info 12-11 "Grenzen setzen - aber wie? Teil 3"

Eine Grenze gesetzt zu bekommen, ist für uns alle immer wieder frustrierend. Unsere Pläne werden durchkreuzt. Auch Kinder haben ihre Pläne und Absichten. Sie zu durchkreuzen sollte für uns nicht Routine sein. Je tiefer die Bindung des Kindes an uns ist, desto eher lassen Kinder das zwar zu, aber wir alle sollten die Zahl solcher Aussensteuerungen auf ein Minimum beschränken. Wenn wir das im Gefühl tun, vom Kind ein Opfer zu verlangen, und dieser Gedanke unseren Tonfall prägt, wird das deinem Kind nicht entgehen. "Tut mir wirklich leid für dich, aber jetzt müssen wir gehen." Es hat die Chance, seinen Gehorsam als "Verzichtsleistung" zu begreifen anstatt als Niederlage. 

Erkenne umgekehrt, wenn du dich gedrängt fühlst, dich durchzusetzen, dich auf einen Machtkampf einzulassen, weil du Angst hast, die Kontrolle zu verlieren. 

Rituale sind so hilfreich. Ein Kind, das weiss, dass es Nachtessen gibt, wenn der sechs Uhr Bus um die Ecke fährt, braucht nicht herbeigepfiffen zu werden. Es kommt, weil es seine eigenen Pläne dieser Struktur anpassen konnte. Besprich doch den Tagesablauf immer wieder mit deinen Kindern. Je mehr sich Kinder mit den Strukturen identifizieren, desto leichter fällt es ihnen, sich darauf einzustellen. Nimm möglichst jene Dinge weg, die von aussen eure Abläufe beherrschen wollen. Ein DVD-Player z. B. zeigt seine Geschichten, wann ihr es wollt. Beim Fernseher ist es umgekehrt.

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Info 12-10 "Grenzen setzen - aber wie? Teil 2"

Ich möchte in der nächsten Zeit ein paar Inputs zu diesem Thema gestalten. Wir alle kommen immer wieder in die Lage, unserem Kind nein zu sagen. Wie ein Kind darauf reagiert, hängt sehr stark damit zusammen, wie dieses Nein daherkommt. Viele Eltern haben ein Problem damit, klar zu führen. Sie fühlen sich gedrängt, ihr Kind mit Argumenten zu überzeugen. Lies dazu vielleicht nochmals den Input 12-04. Andere sehen den Widerstand ihres Kindes voraus, sie laden ihr Nein emotional auf, und es kommt dann "streng" daher. Es enthält gleichzeitig die Drohung: "Wehe, du akzeptierst das nicht." Kaum kommt Widerstand des Kindes, wird der Ton aggressiver. Der Machtkampf ist lanciert. Ob du als Elternteil klein beigibst oder dich druckvoll durchsetzest, ändert nichts daran: Eine solche Situation ist nicht geeignet, ein Kind im Join-up zu halten oder gar, es dahin zu führen. Lies dir das folgende in einem liebevollen Ton vor: "Oh, ich sehe, du würdest lieber noch etwas spielen hier. Traurig, dass wir gehen müssen, aber es ist so." Wichtig ist, dass du dich aus der Vorstellung lösen kannst, dass dein Kind dir eine klare Führung übel nimmt. Im Gegenteil! Ein Kind liebt es, wenn es weiss, was von ihm erwartet wird. Entscheidend ist, dass sein Gehorsam von dir als Opfer anerkannt und gewürdigt wird. 

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Info 11-12 "Was unterscheidet denn VP von 'normaler' Erziehung?"

Wüsstest du so schnell, was der Unterschied ist? Nun, so will ich hier ein paar Dinge auflisten, die dir vielleicht helfen:

  • VP geht davon aus, dass Kinder jenen (meistens) gehorchen, mit denen sie im Join-up sind. Wenn man Kinder mit Belohnungen und Bestrafungen, Beschimpfungen und Demütigungen zum Gehorsam zwingen will, vertreibt man sie aus dem Join-up. Viele Kinder fügen sich diesem Druck, solange sie klein sind (oder auch nicht), aber es entwickelt sich nicht jene Beziehung, die sie als junge Menschen so dringend brauchen. "Mein Freund will unbedingt mit mir schlafen." Mit wem wird eine 17-jährige darüber reden? Welch eine Gnade, wenn es die Eltern sind und nicht ihre "Freundinnen".
  • Weil die Kinder oft nicht im Join-up sind mit den Lehrkräften, orientieren sie sich an den Gleichaltrigen. Sie übernehmen deren Werte, deren Haltungen und auch deren Sprache. Viele Kinder fürchten sich mehr davor, in der Schule ausgegrenzt zu werden, als vor einem Konflikt mit dem Lehrer oder den Eltern.
  • Eltern, die loyal sind mit ihren Kindern und mit der Loyalität der Kinder rechnen und diese nicht durch Misstrauen, Druck und Beschämungen untergraben, helfen ihren Kindern, dass sie sich vor lauter Anpassung an die Gleichaltrigen nicht selber verlieren, sondern an ihren Werten festhalten können und bereit sind, für ihre Haltungen einzustehen, auch wenn sie dafür Opfer bringen müssen. 
  • Eltern, die VP umsetzen wollen, schimpfen nicht in pädagogischer Absicht, sondern höchstens, um allenfalls ihrem Ärger Luft zu machen. Sie wissen, dass Beschimpfungen Menschen nicht zur Einsicht und Umkehr führen, sondern zur Verteidigung und Rechtfertigung. Verhaltensänderungen sind meist sehr kurzlebig.
  • Sie beschränken sich in der Krise auf Schadensbegrenzung und nehmen dann Einfluss, wenn Friedenszeit ist, wenn die Herzen wieder offen sind.
  • Sie fühlen sich nicht verpflichtet, immer eine Lösung für ein Problem zu haben und allzeit alles im Griff zu haben. Wer liebt, muss bereit sein, auf Kontrolle zu verzichten. Das gilt nicht nur mit Kindern, sondern unter Menschen ganz allgemein.
  • Sie führen klar und mutig und sagen ihren Kindern, was sie denken, aber sie wissen, dass sie den Gehorsam letztlich nicht erzwingen können. Gott verzichtet auch darauf. Er hat deshalb Seinen Sohn auf die Welt gesandt und uns angeboten, mit IHM ins Join-up zu kommen. ER hat dafür die Voraussetzungen geschaffen, nicht wir.

In diesem Sinne wünsche ich euch eine gesegnete Weihnachtszeit, dass ihr Zeit und Musse findet, eure Familienbande wieder enger zu knüpfen, aber auch jene an unsern geliebten Herrn. Im Join-up mit IHM können wir die Angst loslassen, unsere Kinder könnten uns entgleiten...

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Info 11-06 "Führung - arbeitsteilig"

Monika hat den Kurs in Erding organisiert (Ihr habt wohl eher vom Bier als von der Gemeinde dort schon gehört…). Sie rief mich letzthin an und sagte mir, dass mein Input über den Gehorsam eine Entdeckung für sie war. Das gab mir zu denken, denn offensichtlich läuft man als Leser des Buches „Erziehen im Vertrauen“ Gefahr, etwas Wichtiges zu vergessen. Aufträge und Anweisungen gehören unbedingt dazu, obwohl es häufig hilfreich ist, eine Wahlfreiheit zu geben. Lest, was sie schrieb:

Beides wird getrennt betrachtet und - wichtig - dem Kind auch so mitgeteilt. Dies entlastet die Beziehung zum Kind enorm, da dieser ewige Machtkampf ums Gehorchen weg ist. Ich bin in meiner Anweisung greifbar und klar, das Kind darf gehorchen, es kann es aber auch sein lassen. Die Verantwortung fürs Gehorchen oder Nicht-Gehorchen liegt beim Kind. Wenn das Kind nicht nach meiner Anweisung handelt, bedeutet es nicht, dass meine Erziehung schlecht ist - und damit ich als Mama auch! Das Kind hat keine Macht über mich, es kann mich nicht ohnmächtig machen, unsere Beziehung bleibt frei. "Das grosse Puzzleteil im VP-Puzzle, das Du mir heute serviert hast, ist die Idee, dass ich meinem Kind die Anleitung für sein Handeln geben kann, darf und muss - das Kind wiederum ist für die Ausführung verantwortlich. Das sind zwei Paar Schuhe. Bisher habe ich unbewusst gedacht, ich sei für die Anleitung zuständig und auch dafür, dass mein Kind danach handelt, wobei ich gleich wieder die Gefahr im Hintergrund spüre, dem Kind, wenn es nicht folgt, den Satz "Ich hab's Dir ja gesagt!" um die Ohren zu knallen - statt mit ihm zu trauern."

Denkt dabei ans Bild mit den Enten. Das Folgen ist nicht Sache der Mutter, sondern der Entlein. Natürlich ist es in unserer Welt nicht immer möglich, das so durchzuziehen, aber als Grundhaltung sehr wichtig. Gehorchen unter Druck soll und wird dein Kind in anderen Umgebungen lernen.

Wer zum Gehorsam gezwungen wird, kann es nicht mehr freiwillig tun und wird so aus dem Join-up gedrängt.

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