Refresher

Stöbern Sie hier im Archiv unserer Infobriefe. Wenn Sie etwas zu einem bestimmten Thema suchen, dann sind die Briefe einerseits in Kategorien geordnet, andererseits können Sie auch unter "Tags" nach Themeninhalten suchen. Viel Spass!

Das Join-up-Konzept bzw. die Vertrauenspädagogik wurde zwischen 1998 und 2004 von Heinz und Hanni Etter in den Grundzügen formuliert und seither laufend weiterentwickelt. Seit 2009 führt Heinz Etter vollamtlich die Fachstelle für Vertrauenspädagogik, seit 2012 zusammen mit seinem Sohn Beat Etter.

Info 15-08 "Wer spricht am Tisch?"

Es ist noch nicht Jahrhunderte her, da sprachen am Tisch nur die Erwachsenen oder gar nur die Männer. Ich selber erinnere mich noch lebhaft, wie ich zusammen mit zwei anderen Kindern auf dem Rücksitz eines VW-Käfers in die Berge gefahren bin. Schweigend, weil das in jener Familie halt so war. Die anderen schien das nicht zu stören, nur mich. “Wenn ich das gewusst hätte!!”, grollte es in mir. Wie schön, dass diese Zeiten vorbei sind.

Leider ist es heute oft umgekehrt. Die Kinder haben das Wort, und den Erwachsenen kommt höchstens noch die Rolle zu, die Redeanteile zu verteilen. Was vielen Kindern vorenthalten wird, sind Gespräche zwischen Erwachsenen, denen sie einfach zuhören und über die sie sich Gedanken machen dürfen. Gespräche, wo sie lernen, wie Erwachsene Konflikte lösen, Pläne schmieden, das eigene Erleben interpretieren und Anteil nehmen am Leben anderer. Die Kinder spüren: Es geht nicht immer um uns. Wir sind eingeladen, am Leben unserer Eltern teilzunehmen. Nicht nur umgekehrt. Unbestritten: Kinder sollten auch erzählen dürfen und die Anteilnahme der anderen erfahren, aber es gilt dafür zu sorgen, dass allfälliger Schulfrust nicht ungefiltert über den Tisch ausgeschüttet wird und womöglich erst noch im Wettstreit mit den Geschwistern.

Wenn du denkst, dass das fast unvermeidlich ist, dann versuche doch einmal, das Essen um eine kleine aber wichtige Viertelstunde nach hinten zu verschieben. Diese kostbare Zeit kannst du nutzen, um mit den Kindern zusammen die letzten Vorbereitungen zu treffen. So können sie dann vielleicht, währenddem sie die Salatsauce rühren, von ihren Erfahrungen berichten. Wie wäre es, wenn der Papa, so er denn da ist, mit einem anderen Kind den Tisch deckt?

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Livesendung vom 31. August 2015

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Info 15-07 "Was treibt mich an?"

Hast du Lust, über eine spannende Frage nachzudenken? In den Ferien können wir es uns ja leisten, uns eingehend mit uns selber zu beschäftigen. Die Kinder funktionieren da ja oft ohne unser Dazutun…

Fast jede Handlung, ja fast jeden Gedanken können wir zwei grundlegenden Motiven zuordnen. Entweder, ich tue oder plane etwas aus Liebe - oder aus irgendeiner Form der Angst. Dazu gehört ganz besonders die Sorge. Nicht etwa die Für-sorge. Jene entspringt in der Regel der Liebe. Nein, viele Handlungen entspringen dem Wunsch, Unannehmlichkeiten oder gar Schmerzen abzuwehren. Ein Beispiel: Ich sage meinem Kind: «Nein, jetzt gibt es kein Eis.» Dieser eine Satz könnte beiden Quellen entspringen. Entweder sorge ich mich um das Wohl meines Kindes, oder aber ich habe Angst, dass mein Kind immer mehr Eis will oder dass die Umstehenden denken, ich könne nicht nein sagen. Oder ich denke, dass ich ja dann auch eins nehmen würde, und das wäre schlecht für meine Linie.

Du könntest auch antworten: «Ja, hier hast du Geld.» Und auch diese Antwort könnte beiden Quellen entspringen. Vielleicht möchtest du deinem Kind einfach einen Wunsch erfüllen, weil du es liebst. Vielleicht aber scheust du den Konflikt mit ihm. Vielleicht... Meine These: Alle deine Weisungen und Bemerkungen, die aus der Liebe kommen, seien es Jas oder Neins, lösen Segen aus. Alle, die sich aus irgendeiner Form von Angst, Furcht oder Sorgen nähren, eher nicht. Bitte mache dir doch Gedanken, ob es Handlungen bzw. Pläne gibt, die sich aus beiden Quellen gleichzeitig speisen. Dann wollen wir am Montag zur gewohnten Zeit darüber ins Gespräch kommen. 

 

Livesendung vom 27. Juli 2015

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Info 15-06 "Ich habe Durst!"

Eine scheinbar ganz normale Aussage, und sie könnte so weitergehen: «Darf ich mir ein Glas Sirup machen?» oder auch «Darf ich mir im Keller eine Cola holen?»

Manchmal ist es anders, und die nächste Person, die sich bewegt, ist nicht der Neunjährige, der Durst hat, sondern die Mutter. Sie fühlt sich augenblicklich unwohl, nachdem ihr Kind Durst hat. Sie fühlt sich verpflichtet, diesen Übelstand sofort zu beheben. Vielleicht schlägt sie dem Kind ein paar Getränke vor, die das Kind unwillig ablehnt. «Lieber eine Cola!»

Zugegeben, das mag in dieser Ausprägung selten sein, aber die Gefahr, dass Eltern die Probleme ihrer Kinder zu ihren eigenen machen, ist gross und relativ weit verbreitet. So müssen Kinder gar nicht mehr fragen: «Mama, fährst du mich zur Schule? Ich habe den Bus verpasst.» Sie wissen es: Wenn sie sagen: «Der Scheissbus ist mir vor der Nase davongefahren», kommt ihr Problem und ihr Druck ohne ihr Zutun bei Mama an, und sie wird sich fühlen, als ob sie selber den Bus verpasst hätte. So fällt es ihr auch nicht auf, wenn das Kind die Hilfe für selbstverständlich nimmt und sich auch nicht veranlasst sieht, dankbar zu sein. 

Es ist noch nicht so lange her, da sagten Eltern in dieser Situation: «Geschieht dir recht! Wieso trödelst du so lange? Mach, dass du auf dein Fahrrad kommst!»

Gäbe es da etwas Hilfreiches dazwischen? Ich denke schon. Zum Beispiel so: «Oh, das tut mir leid. Das kann es geben.» Punkt. Das Kind übernimmt für sich die Verantwortung und löst das Problem. Wenn das ganz klar ist, dann sind Mamas frei zu sagen: «Komm, Jonas, ich bringe dich zur Schule. Ich gehe dann gleich noch zu...»

Kinder, die sich gewohnt sind, dass die Erwachsenen ihre Probleme lösen, sind in ihrer Entwicklung beeinträchtigt. Noch schlimmer: Nicht wenige Kinder lasten ihre Probleme den Eltern an, fordern deren Hilfe ein und verpassen deshalb jene schönen Momente, wo Eltern ein Auge zudrücken. Wie sollen sie, wenn sowieso schon beide zu sind?

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Livesendung vom 29. Juni 2015

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Info 15-05 "Ein Plädoyer für Tagesmütter"

Wir erleben in unseren Tagen eine grosse Diskussion darüber, ob Kitas nun gut oder nicht so gut seien für die Kinder. Ich möchte lieber eine Lanze brechen für jene Form der Kinderbetreuung, die manche Mutter mit unguten Gefühlen verbindet: Die Betreuung durch eine Tagesmutter. Sie mag sich vielleicht fragen: “Wird mein Kind nicht plötzlich die Tagesmutter mehr lieben als mich?”

Wenn du das auch schon so gefühlt hast, dann möchte ich dich ermutigen, das neu zu überdenken. Kinder können viele Bindungen eingehen - nicht nur eine. Sie sind designt, mit einer ganzen grossen Sippe umzugehen. Die Reduktion auf zwei oder manchmal nur eine Bezugsperson entspricht nicht dem kindlichen Bedürfnis. Im Gegenteil!

Problematisch ist es, wenn ein Kleinkind sich zu lange mit Menschen abgeben muss, an die es nicht gebunden ist. Es wird sich dann zwingend an jene binden, die bleiben: an die anderen Kinder. Kinder aber sind nicht geeignet, für andere Orientierungspunkt zu sein, und ebenso wenig können sie sich gegenseitig Sicherheit und Geborgenheit vermitteln.

Sobald dein Kind spürt, dass es im Join-up sein kann sowohl mit der Tagesmutter als auch mit seiner Mama, weil die beiden sich kennen und mögen, wird es sich geborgen und sicher fühlen. Das wird die Beziehung zu dir so wenig beschädigen wie die Beziehung zu den Grosseltern oder gar zu deinem Ehemann.

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Livesendung vom 25. Mai 2015

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Info 15-04 "Beziehungsmacht nützen"

Gehörst du zu den Menschen, die den Kindern ihren Willen aufzwingen? Oder bist du jemand, der den Kindern möglichst ihren Willen lässt?
Ich möchte dich heute daran erinnern, dass VP weder den einen noch den andern Weg empfiehlt. Kindern ihren Willen zu lassen, ist oft richtig, aber ebenso oft brauchen Kinder unseren Einfluss, der sie auf eine andere Fährte führt. Wie diese Einflussnahme geschieht und worauf die Macht dazu beruht, das ist das Thema von VP: Es geht darum, unsere Kinder ins Join-up zu führen und so eine Beziehungsmacht aufzubauen, ja und dann müssen wir sie auch nutzen. Es kann durchaus passieren, dass unsere Kinder gar nicht einverstanden sind mit unseren Ideen. Das sollte uns nicht wundern und uns im Normalfall auch nicht vom Weg abbringen. Kinder müssen das Recht haben, ihre Befindlichkeit auszudrücken. Wenn wir ihnen das zugestehen, noch besser, wenn wir sie darin unterstützen, dann können wir die Art, wie das geschieht, beeinflussen. Ein Kind, das keine Lust hat, eine Arbeit zu verrichten, sollte das Recht haben, sein Missfallen angemessen auszudrücken. „Oh, ich sehe, das fällt dir jetzt gerade schwer. Das tut mir leid, aber das muss sein.“ Eine solche Botschaft ist hilfreicher als: „Wieso kannst du nicht ein einziges Mal ‘okay’ sagen? Immer dieses Gemotze.“ Manchen Kindern hilft es, wenn wir ihren Widerstand bereits einplanen und voraussehen. „Es wird dir vielleicht schwerfallen, aber heute musst du alleine kochen. Gib einfach dein Bestes. Ich komme erst um halb eins.“ Ein solches Kind fühlt sich ernst genommen und verstanden. Es ist ja dann immer noch frei zu sagen: „Kein Problem, das mach ich doch gerne…“

Livesendung vom 27. April 2015

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Info 15-03 "Nahrung, die nicht sättigt"

Was hat ein Handy mit Plastikgranulat gemeinsam? Noch mehr, als man meinen würde. Im Mittelmeer schwimmt eine grosse Menge Plastikgranulat, das vor allem deshalb bedrohlich ist, weil die Fische es fressen und dann das Gefühl haben, satt zu sein. Ihr Hungergefühl weicht einem Gefühl der Schwachheit und Energielosigkeit.

Mit dem Konsum von Unterhaltung und dem Verweilen vor Bildschirmen ist es ähnlich. Computerspiele sind nicht gesundheitsschädlich - insbesondere, wenn die Eltern die Kinder darin begleiten - aber sie nehmen ihnen das Eigentliche, das Echte.

Naturfilme, gerade weil sie so faszinierend sind, können einem Kind das Beobachten der Natur banal erscheinen lassen. Dabei ist jenes eine Erfahrung, die viel tiefer geht bzw. gehen kann. So ist es in vielen anderen Lebensbereichen. Wir reifen am Echten, am Wahren. Wir wollen alle lieber richtig fein essen, nicht einfach Pillen schlucken, die uns mit dem Nötigsten versorgen. Nicht das Facebook ist das Problem, sondern, dass es auf seichte Weise das Bedürfnis nach Gemeinschaft befriedigt und so die echte Begegnung verdrängt.

Nun berichten mir viele Eltern, dass es für die Kinder ohne Klassen-Chat und facebook nicht mehr zum Aushalten sei. Nun, es sei. (Es ist jetzt nicht der Ort, darüber nachzudenken, warum es für viele Jugendliche derart wichtig ist, rund um die Uhr im Kontakt mit ihren Altersgenossen zu sein.) Was also kann man in einer solchen Situation tun?
Vielleicht könnten wir uns an die autofreien Sonntage erinnern. Sie waren für uns ein mega Spass. Ganze Familien fuhren Hand in Hand mit den Rollschuhen auf den Hauptstrassen. Vielleicht hätten wir einen ähnlichen Effekt, wenn wir elektronikfreie Zeiten einführen würden, so wie es am Anfang mit dem Telefonieren war: Nie über Mittag, nie nach acht Uhr. Vielleicht gäbe es dann wieder Zeiten, wo niemand am Handy oder am PC ist, wo niemand gerade unbedingt ein WhatsApp lesen muss. Zeiten für Gespräche, fürs gemeinsame Arbeiten usw. Was meinst du dazu? Diskutiere mit - am Montag.

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Livesendung vom 30. März 2015

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Info 15-02 "Gute Gewohnheiten"

“Setz dich anständig hin!” “Iss nicht mit den Händen!” “Versorge deine Schuhe anständig!” Wie fühlst du dich, wenn du das liest? Vielleicht hörst du, wie die Eltern es in gereiztem Ton zum x-ten Mal sagen. Vielleicht fühlst du wieder wie damals den Gegenwillen. Und vielleicht gehörst du zu jenen, die ihren Kindern das ersparen wollen, die auf keinen Fall ihren Alltag mit solchen Nörgeleien vergiften wollen. Da fühle ich mit dir. Wenn du aber zu jenen gehörst, die es dann einfach hinnehmen müssen, dass die Schuhe irgendwo sind und die Hände der Kinder unter dem Tisch oder im Essen, dann möchte ich dir Mut machen, den vertrauenspädagogischen Weg zu beschreiten. Er besteht darin, die Kinder liebevoll, aber klar zu führen und ihnen all die vielen wohltuenden Gewohnheiten zu vermitteln, die uns das Leben so sehr erleichtern. Wie schön, wenn ein Kind das Licht löscht, wenn es das WC verlässt, den Lappen vor dem Aufhängen auswringt usw. Wie aber mache ich das? “Schau, Lio, hier gehören deine Schuhe hin.” Diesen Satz sagst du morgen in freundlichem Ton. Übermorgen auch und so lange, bis es dem Kind zur Selbstverständlichkeit wird, die Schuhe an den Platz zu stellen - und sogar dich daran zu erinnern. Der entscheidende Punkt ist folgender: Vermeide es, den Druck von Mal zu Mal zu erhöhen. Sage es ihm heute so, wie wenn es das erste Mal wäre. Oder auch so: “Lio, weisst du noch, wo deine Schuhe zu Hause sind?” “Schön, die sind sicher froh, dass sie sich ausruhen dürfen.” Sollte sich eine solche Gewohnheit nicht einstellen, dann entspannt ein Satz wie dieser die Situation: “Soll ich heute für dich die Schuhe versorgen?” Das wäre dann viel hilfreicher als: “Wie oft muss ich dir noch sagen…!”  Du aber bleibe beharrlich und liebevoll und vermittle deinen Kindern gute Manieren. Sie sind heute so wichtig wie zu allen Zeiten. Und vergiss nicht: Kinder blühen auf, wenn Eltern sich wohlfühlen - nicht nur umgekehrt.

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Livesendung vom 23. Februar 2015

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Info 15-01 "Für Gerechtigkeit sorgen - aber wie?"

Klar zu sein in der Führung, ohne gegnerisch oder gar feindlich zu wirken, das ist die Herausforderung vertrauenspädagogischer Eltern- bzw. Lehrerschaft. Auf der Seite des Kindes zu bleiben, auch wenn ich mich durchsetze, darum geht es.
Heute möchte ich einen anderen Spagat ansprechen: Wie bringen wir eine Atmosphäre von Gnade und Barmherzigkeit unter einen Hut mit dem Bedürfnis des Kindes nach Gerechtigkeit? Viele Kinder - und Erwachsene - sind aggressiv, wenn sie frustriert sind, und gehen auf jene los, die mehr die Auslöser als die Ursache des Zorns sind. Wie man Aggression loswird, ohne andere zu verletzen, haben wir in den letzten Infobriefen thematisiert.

Manchmal zeigen Menschen auch zorniges Verhalten aus einem anderen Grund. So zwingend das Zulassen von Frustration und Aggression ist, so gefährlich wäre es, Gewalt als Mittel der Durchsetzung des eigenen Willens zu tolerieren. (Für die Kenner des Frustkreisels: wenn die dritte Ausfahrt zur ersten wird.) Wie reagiere ich, wenn mein Kind genau in diesem Sinne Gewalt gegen seine Geschwister anwendet oder wenn es mich anschreit oder gar prügelt, weil ich nein gesagt habe? Muss ich es bestrafen? Falls ja, wie? Schau dir dazu das Video an. 

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Livesendung vom 26. Januar 2015

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Info 14-12 "Ein nachhaltiges Weihnachtsgeschenk"

Im letzten Infobrief haben wir darüber nachgedacht, wie hilfreich es ist, Frustration und Aggression auszudrücken, ohne anderen zu schaden.

Was aber, wenn ich das Gefühl habe, mein Ärger komme eben gerade von diesem Kind her, das sich unangemessen benimmt? Soll ich einfach alles schlucken? Ich kann mir doch nicht alles bieten lassen... Kennst du das? Es kann dein Leben nachhaltig vergiften.

Da möchte ich dich denn einladen, dir ein wunderschönes Weihnachtsgeschenk zu machen: den Frieden Gottes bleibend in dir aufzunehmen - nicht nur als insulares Phänomen am Heiligen Abend. Das herzige Kind in der Krippe hat nämlich später gesagt, wir sollten damit aufhören einander anzuklagen, zu richten und zu verurteilen. ER hat es übernommen, uns vom Zwang zur Rache zu befreien, und uns berufen einander zu vergeben, wenn wir Unrecht ertragen mussten. Frei vom Zwang zur Rache sind wir frei, uns wirksam für Gerechtigkeit einzusetzen.

Wenn wir gelernt haben, unsere Aggression auf unschädliche Weise  - dafür rechtzeitig - zu fühlen und zu zeigen, werden diese Gebote nicht mehr unrealistisch sein. Wir werden dann nämlich nicht alle unsere Frustrationen stapeln, bis sie sich in der Konfrontation mit jemandem entladen müssen - in der Regel ja gerade mit jemandem, den wir lieben. Jesu Geburt, Sein Kommen zu feiern, bekommt so einen tiefen Sinn, und die Geschenke werden zum Symbol dieses Paradigmenwechsels, den ER eingeleitet hat.

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Livesendung vom 29. Dezember 2014

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Info 14-11 "Ich will nicht, dass du diese Wörter brauchst!"

Hast du auch schon versucht, auf diese Weise den Wortschatz deiner Kinder aufzuräumen? Nicht wahr - es ist hoffnungslos. Je mehr du diese Wörter verdammst, desto mehr erfüllen sie ihren Zweck, nämlich im Frust die Aggression auszudrücken. Es geht ja gerade darum, dass diese Wörter hässlich sein müssen. Deshalb werden auch oft Fäkalien beigezogen. Als ich ein Kind war, galt “Seich” als schlimm genug für diesen Zweck. Inzwischen ist die Inflation so weit fortgeschritten, dass selbst “Scheisse” nur noch mit entprechenden Adjektiven dafür ausreicht.

Schlimmer scheint mir, wenn wir im Frust andere verletzen. Das kann als direkte Beschimpfung daherkommen oder auch durch Beleidigung und Abwertung. Die Entlastung, die der Aggressor dabei erfährt, ist wohl der Grund dafür, dass es sinnlos ist, dem mit Verboten beikommen zu wollen.

Hilfreicher ist es, dem Kind Alternativen zu zeigen. Wie kann ich meinen Frust und meine Aggression ausdrücken, ohne anderen zu schaden? Das ist möglich, aber in unserer Gesellschaft weitgehend unbekannt. Was machst du, wenn es dir zu viel wird? Neigst du auch dazu, dann deine Kinder anzuschreien oder deinen Frust gewissermassen in kleinen Dosen in Form von Gehässigkeiten loszuwerden? Ich selber befinde mich seit Jahren in einem Umerziehungsprozess. Ich übe mich darin, meine Aggression wahrzunehmen, anzunehmen und auszudrücken. Meist schreie ich dann vor mich hin und beschimpfe die Situation. Das entlastet mich und macht mir den Kopf frei, das “Anderseits” wieder zu sehen.

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Livesendung vom 24. November 2014

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Info 14-10 "Eiskalt angelogen!"

Hast du das auch schon von deinem Kind gedacht? Oder ihm das sogar vorgeworfen? Ich gebe es zu, ich habe früher so gedacht und manchmal auch gesprochen - schlimmer noch: Ich war einer, der gedacht hat, man könne Eiseskälte anders als durch Wärme beikommen.

Ein Kind, das die Unwahrheit gesagt hat, soll meine Betroffenheit über die Situation wahrnehmen können, aber seit der VP-Gedanke in mir Raum gewinnt, meldet sich - wenn ich dabei bin zu (ver)urteilen - spontan eine Stimme: “Wie erlebt das Kind die Situation? Was geht ihm durch den Kopf? Hat es Angst, beschämt zu werden? Ist es gar in der Bindungsumkehr?" Diese Gedanken stimmen mich milde und barmherzig - selbst dann, wenn ich keine Antworten finde. So aber kann ich dann mit dem Kind darüber reden. Vielleicht kommen wir dann zum Schluss: Ja, es war wirklich eine eiskalte Lüge. Jetzt können wir darüber sprechen, wieso es in dieser Situation eiskalt war und wo es noch frei gewesen wäre, die Dinge zu ändern. Erst jetzt lässt sich die Schuld des Kindes ermessen und wie sie bewältigt werden kann. Vielleicht kann ich das Kind sogar in die Arme nehmen und es wärmen. 
Kinder und Erwachsene sagen manchmal die Unwahrheit, weil sie unter Druck sind und Angst haben. Manchmal sind es auch Gedanken der Rache oder des Neids. Diese Dinge gilt es anzugehen - nicht über Anklage und Beschämung, sondern über die Einfühlung und das Gespräch. 

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Livesendung vom 27. Oktober 2014

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Info 14-09 "Respekt beibringen!"

Dieses Thema hat uns schon wiederholt beschäftigt. Stört es dich, wenn Kinder Eltern schlagen? Oder auch wenn sie einander prügeln? Mich stört es noch mehr, wenn Kleine Grössere prügeln als umgekehrt. Mir hilft es nur zum Teil, dass ich darauf vertraue, dass Kinder, wenn sie reifen können, mit etwa sieben Jahren damit aufhören. Es stört mich etwa gleich, wie wenn Nachbars Chihuahua mich in meinem eigenen Garten anbellt. Es hat etwas Entartetes, denn diesem Hündchen ist einfach ein natürliches Gefühl für seinen Platz in der Welt abhanden gekommen. Ähnlich empfinde ich es, wenn Kinder wutschnaubend auf ihre Eltern einschlagen und diese es geschehen lassen. Ich glaube nicht, dass das einem Kind guttut. Man kann respektvoll auf der Seite des Kindes bleiben und es liebevoll in seine Schranken weisen im Wissen, dass dieses Verhalten aus der Unreife kommt. So schützen wir sein Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit. Ich glaube nicht, dass unser Dreijähriger es als Plädoyer für Gewaltfreiheit versteht, wenn wir uns prügeln lassen, sondern als bedrohliche Schwäche. Wir sollten einem Kind nicht jene Signale vorenthalten, die ihm bewusst machen, dass es noch klein und schutzbedürftig ist und es auch sein darf, ohne seine Würde zu verlieren.

Vor ein paar Monaten hat unser fünfjähriger Enkel ernsthaft behauptet, er könne schneller laufen als ich und sowieso als meine Frau. Es war mir sofort klar: Ich selber und auch sein Vater liessen ihn manchmal, wenn nicht gar regelmässig, gewinnen, in der Meinung, das Kind verstehe den Spass. Wie schnell verwirrt man ein Kinderherz!  Es blieb uns nichts, als mehrfach unsere Performance unter Beweis zu stellen... Ich halte auch das Rollenspiel für ein taugliches Mittel, solche Zusammenhänge im Alarmsystem eines Kindes zu verankern bzw. zu festigen, anstatt dieses durch unser unsensibles Verhalten abzubauen. Spiele also eher einmal den Löwen statt das Zicklein. Du kannst es ja am Schluss doch leben lassen...

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Livesendung vom 29. September 2014

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Info 14-08 "Ein Plädoyer für Entwicklung und Veränderung"

“Das habe ich schon immer gesagt!” Wie wirkt dieser Satz auf dich? Er ist für Politiker ein klares Qualitätsmerkmal: Ich ändere meine Meinung nicht. Auf mich können sich die Wähler verlassen.

Was den Umgang mit deinen Kindern anbelangt, würde ich dir gerne eine andere Tugend beliebt machen: Sei deinen Kindern ein Vorbild im Lernen, im dich Entwickeln, im neu Angehen, in der Lust an der Veränderung. 

“Wir verbringen die Abende individuell”, sagte eine Frau heute, als ich sie einlud, mit ihrem Sohn einen Film zu schauen. Und es klang so, als ob das einfach gesetzt sei in ihrer Familie. Gibt es auch solche Setzungen in deiner Familie? Nicht mehr hinterfragte, negative Rituale? Nörgelei? 
Im gleichen Gespräch sagte der Vater: “Ich werde mir jetzt doch überlegen, ein Smartphone anzuschaffen. Es macht meinem Sohn sicher Spass, mich zu beraten, und ich komme nicht in Versuchung, ihn wieder zu kritisieren. Ich habe mich bis jetzt gewehrt...” Wohlverstanden: Ich möchte hier weder für Smartphones Werbung machen, noch für die Ausbildung der Eltern durch die Kinder, aber mich hat die Hoffnung in seiner Stimme gefreut, sein Mut, neue Wege zu gehen, seine Entschlossenheit, etwas in seinem Leben und in dem der Familie zu verändern. Zur Vertrauenspädagogik gehört die Bereitschaft dazu, ganz selbstverständlich heute anders zu sein als gestern, dazu zu stehen und zu sagen: “Das ist meine Verlässlichkeit, das ist meine Berechenbarkeit, dass ich mich nicht - aus Angst vor dem Gesichtsverlust - heute dazu genötigt fühle, die Fehler von gestern zu wiederholen.

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Livesendung vom 25. August 2014

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Info 14-07 "Mein Kind neu entdecken"

Was für eine stressige Zeit - Schulschlussfeiern, Zeugnisse, Schulwechsel usw. Aber endlich sind Ferien. Jetzt hast du die Gelegenheit, dein Kind wieder neu kennenzulernen. Vielleicht braucht es einige Tage Anlaufzeit.
Immer wieder berichten mir Eltern, wie anders ihre Kinder in den Ferien sind. Wie wenig Streit es gibt unter den Geschwistern, wie nach einer Anlaufzeit die Langeweile verschwindet. Wie plötzlich ganz einfache Dinge spannend werden. Wie Jugendliche stundenlang im Sandhaufen des Campingplatzes kleinere Kinder anleiten, einen Wassergraben um  ihre Sandburg anzulegen. Wie stylische Jungs die Sorge über den Haarschnitt verloren haben und das Gel ungebraucht im Necessaire auf den Ernstfall nach den Ferien wartet. 
Wenn du das auch schon erleben durftest, dann musst du wissen: So ist dein Kind wirklich. So ist seine wahre Natur. Lerne, all die Widrigkeiten des Alltags als Aus”druck” all der vielen Drücke zu sehen, denen unsere Kinder ausgesetzt sind, nicht zuletzt von Seiten ihrer Freunde. 
Vielleicht siehst du Möglichkeiten, auch im Alltag vermehrt solche Oasen des Friedens einzurichten. 
Wie schnell sind wir geneigt, unangepasstes Verhalten dem Charakter des Kindes anzulasten. Nur reife Menschen können auch unter widrigen Umständen auf ihre edleren Eigenschaften zurückgreifen. (Das sind auch bei Erwachsenen nicht unbedingt 100 Prozent.) Deshalb ist es oft viel hilfreicher, die Umstände zu ändern, statt auf die Verwandlung unserer Kinder hinzuarbeiten.  

Livesendung vom 28. Juli 2014

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Info 14-06 "Was ist Qualitätszeit?"

Gehörst du auch zu den Müttern, die schnell ihren Haushalt erledigen, damit sie nachher Zeit haben für ihre Kinder? Vielleicht bist du berufstätig, dann ist die Gefahr noch grösser, dass du dich gedrängt fühlst, für möglichst viel “Qualitätszeit” mit deinen Kindern zu sorgen. Darunter versteht man dann gerne so etwas wie “Freizeit”. Ist das wirklich Qualitätszeit?

Das Wort Qualität macht erst Sinn, wenn wir Kriterien haben. Was meinst du zu diesen? Kinder wollen Zeit verbringen mit den Eltern, und zwar so, dass die Kinder spüren, dass sich die Eltern dabei wohl und entspannt fühlen - was die Beziehung zum Kind angeht. Sie wollen mit den Eltern zusammen Probleme lösen und sich dabei wertvoll fühlen. Sie brauchen eine Atmosphäre, wo es okay ist, Fehler zu machen, darüber zu sprechen und daraus zu lernen. Sie haben eine tief sitzende Erwartung, dass die Eltern ihnen das reale Leben zeigen. Kinder brauchen nämlich die Eltern nicht dazu, ihnen beim Spielen zu helfen oder sie zu unterhalten. Sie brauchen fürs Spielen einzig die Erlaubnis und einen sicheren Rahmen. Es braucht nicht einmal so viele Dinge. Kinder können mit fast nichts spielen, solange sie nicht das Gefühl haben, jemand anders als sie selbst sei für den Spass verantwortlich.

Also: Zusammen das Haus putzen, den Garten jäten, das Auto waschen, den Tiefkühler enteisen oder den Keller aufräumen kann perfekte Qualitätszeit sein, solange das Kind das Gefühl hat, dabei willkommen zu sein. Ein Kleinkind spielt dann vielleicht lieber Lego in der Küche, während du den Kühlschrank reinigst. Ein grösseres hilft nur mit, weil du es sagst. Aber auch das kann Qualitätszeit sein, solange du dem Kind nicht grollst, weil es lieber einen Fussballmatch schauen würde, anstatt mit dir Qualitätszeit zu verbringen... Es ginge so freilich noch besser: “Wollen wir den Match schauen und hier nachher fertig machen?” Wenn dir das so stimmig erscheint, kannst du nächstes Mal, wenn du von der Arbeit kommst, dich getrost mit einem Buch mitten in die Arbeit setzen und warten, bis die Kinder kommen und ein entspanntes Mami in die Arme nehmen können. (Sorry, ihr Männner, bitte passt den Text für euch sinngemäss an!)

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Livesendung vom 30. Juni 2014

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Info 14-05 "Die geheime Macht der Sorgen - Teil 2"

Die grösste Sorge der Kinder - nein, aller Menschen - ist jene um die Bindungen. Die Frage nämlich: "Gehöre ich dazu? Liebt man mich? Schiebt man mich zur Seite?"

Diese grosse Sorge der Menschen kann man dazu nützen, sie zu steuern: “Wenn du das und das tust bzw. nicht tust, gehörst du dazu, liebt und bewundert man dich usw., andernfalls...” Schon immer lassen und liessen Kinder sich auf diese Weise führen. Wichtig ist und war, dass sie ständig ein bisschen im Zweifel sind, ob sie denn nun wirklich angenommen sind, ob sie wirklich okay sind. Diese Art der Führung gibt es auch in der Wirtschaft. Es ist hilfreich, Menschen dauernd ein bisschen in Sorge um ihren Job zu halten, um Schlendrian vorzubeugen. Man kann auch im Ehepartner den Zweifel säen, ob da nicht eine andere Beziehung sei, um ein wohltuendes Werbeverhalten auszulösen.

Das Risiko dieser Art der Führung ist indes beträchtlich.

Zum einen kippt das “Sich-Mühe-Geben” plötzlich ins Gegenteil. Dem Kind ist es scheinbar egal, wenn sich die Beziehung zu den Eltern verschlechtert oder wenn der Lehrer unzufrieden ist. Der Arbeiter kündigt die Stelle, weil der Druck ihm zu gross wurde.

Zum anderen, und das ist die grosse Unbekannte: Kinder können ihr Potenzial nur entfalten, wenn sie ganz sicher gebunden sind. Wenn sie sich geborgen fühlen und unangefochten in ihrer Stellung. Menschen sind nur dann wirklich kreativ, wenn sie darauf vertrauen, dass sie es sich leisten können zu scheitern. Je unsicherer sie sind, desto mehr gilt ihre Aufmerksamkeit dem Überwinden eben dieser Unsicherheit. Das Vermeiden von Fehlern wird wichtiger als das Erforschen neuer Lernfelder.


Einem Kind das Bewusstsein der bedingungslosen Annahme zu vermitteln, setzt jene wichtige Energie frei, die es braucht zum Reifen und zum Entwickeln eigener Ideen und Pläne.

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Livesendung vom 26. Mai 2014

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Info 14-04 "Führen ohne Gegnerschaft"

Heute möchte ich uns gerne an einen wichtigen Grundsatz erinnern, der ganz am Anfang stand: Was macht es aus, dass ein Kind sich gerne führen lässt? Erinnere dich an jene Leute, denen du gerne gefolgt bist. Was hat sie ausgezeichnet? Dass sie besonders klug, schön oder jung waren? Nein, es war wahrscheinlich ihre “natürliche Autorität”.

Sie beruht auf zwei grundsätzlichen Faktoren:

1. Du hast das Wohlwollen dieser Person gespürt. Du nahmst sie “auf deiner Seite” wahr.

2. Sie hat geführt. Will heissen, sie war sich ihrer Rolle als Leitungsperson bewusst und hat gesagt, wo es langgeht, ohne sich dabei schlecht zu fühlen. Das ist es, was wir wohl als “natürlich” wahrnehmen. Die Leiterschaft war nicht aufgesetzt, sondern entsprach einer Berufung.

Nun, Eltern sind berufen zu führen. Du brauchst dich also nicht irgendwie komisch zu fühlen, wenn du führst. Deine Kinder sind designed, dir zu folgen.

Wie aber bleibst du auf der Seite des Kindes, wenn du spürst, dass es dem Kind schwerfällt zu folgen? Oder wenn es sich gar offen widersetzt? Wenn du dann in Gegnerschaft oder gar in Feindlichkeit gerätst, wenn du Druck machst, laut wirst, ist das zwar normal, weil es frustrierend ist, wenn Kinder nicht tun, was wir sagen. Gleichzeitig ist es aber genau das, was die Beziehung abbaut.
Überlege, ob dein Kind grundsätzlich im Join-up ist, sonst arbeite an der Beziehung. Wenn du das Gefühl hast, dass die Beziehung eigentlich stimmt, das Kind aber dennoch oft nicht kooperiert, dann wäre vielleicht der folgende Vorschlag für dich hilfreich. 

Versuche deinem Kind bewusst zu machen, dass Führung und Gefolgschaft auch in seinem Interesse ist. Beispiel: “Ich lese aus dem Buch vor. In fünf Minuten fange ich an.” Versichere dich, dass deine Kinder das auch gehört haben und keinen Aufschub wünschen. Fange fünf Minuten später wirklich an, auch wenn noch niemand da ist. “So, ich bin bereits auf der letzten Seite des heutigen Abschnitts. Schade, dass du nicht dabei warst.” - “Aber jetzt komme ich ja nicht mehr nach!? Warum habt ihr nicht gewartet? Das ist gemein!” - “Ich fasse es für dich morgen kurz zusammen, wenn du ein bisschen vor der Zeit kommst.” Je liebevoller und fürsorglicher dieser Satz ist, desto mehr wird ein Kind fühlen, dass das unverdiente Gnade ist. Und desto mehr wird das Kind sich wohl vornehmen, nächstes Mal zur Zeit zu sein. 

Ein Kind zu führen, dient dem Kind, nicht in erster Linie den Eltern. Je mehr das Kindern bewusst ist, desto besser wird sich für sie der Gehorsam anfühlen.

Talk über das Monatsthema


Livesendung vom 28. April 2014

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Info 14-03 "Die geheime Macht der Sorgen - Teil 1"

Eine der edelsten Eigenschaften von uns Menschen ist die Fürsorglichkeit. Es ist der Impuls, für einen anderen Menschen da zu sein. Für jemanden zu sorgen, ist wohl das Erfüllendste, das es gibt. Es bedeutet nämlich, dass ich meinem Nächsten seine Sorgen abnehme. Wenn ich sie auf meine eigenen Schultern lade, haben sie einen völlig anderen Charakter als meine eigenen Sorgen. Ist das nicht etwas Sonderbares und auch Wunderbares?


“Wie soll ich nur…”, sagt jemand, ganz verzweifelt. “Ich kümmere mich darum, ich sorge dafür, dass… “ sagt jemand zu ihm, vielleicht mit einer liebevollen Berührung. Ein solcher Dialog nimmt dem einen die Sorgen ab. Sich um die Probleme eines andern zu kümmern, löst nicht etwa Kummer aus, sondern setzt Energie frei und fühlt sich gut an - es sei denn, ich habe den Mund zu voll genommen und bin plötzlich selber in sorgenvollen Gedanken gefangen. Dann ist es gut, wenn ich weiss, wohin ich mich wenden kann.
Sorgen lähmen, sie beflügeln nicht. Kinder in Sorge zu versetzen ist deshalb das Letzte, was liebende Eltern tun würden, wenn da nicht eine Lebenssituation wäre, die die Eltern ihrerseits mit lähmenden Sorgen erfüllt.
Mama ist besorgt, weil ihr Kind nicht in den Kindergarten will. Das Kind ist voller Sorge darüber, weil es im Kindergarten wieder…
Wenn die Mutter ihrer Fürsorglichkeit folgt, wird sie sich ganz anders fühlen, als wenn ihre eigenen Sorgen sie leiten. Ihre Fürsorglichkeit wird dann vielleicht so aussehen: “Komm, ich begleite dich. Ich wünsche dir, dass du den Mut hast, trotz aller Schwierigkeiten hinzugehen.” Oder auch: “Gehe du heute einmal zu Oma. Ich spreche dann mit Frau Ammann, was man da machen könnte.”
Wenn sie hingegen von ihren eigenen Sorgen beherrscht wird, werden ihre ersten Gedanken vielleicht diese sein: Wie stehe ich da, wenn…? Alle anderen Kinder gehen ja… Was habe ich falsch gemacht?
Welche Schiene wird sie wählen? Das hat viel mit Vertrauen zu tun. Denkst du auch, dass die Begriffe “Sorgen” und “Vertrauen” für zwei gegensätzliche Lebenskonzepte stehen?  
Übrigens: Ob es um den Kindergarten oder um die Lehr- oder Arbeitsstelle geht, macht letztlich keinen grossen Unterschied.

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Livesendung vom 31. März 2014

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Info 14-02 "Gewalt unter Geschwistern - Strafen Teil 3"

Strafen in der Familie können nur dann hilfreich sein, wenn sie dem Ziel dienen, ein Klima zu schaffen, wo es ein Minimum an Druck, Angst und Sorgen gibt, weil die Würde aller geschützt wird vor verbaler und physischer Gewalt, vor Demütigungen und Ausgrenzungen.
Mit dieser These habe ich den letzten Teil beendet. Davon wollen wir heute ausgehen. Kinder brauchen einen geschützten Raum, deshalb sind Geschwister so geschaffen, dass sie sich gegenseitig lieben und achten. Leider wird dieses Potenzial oft nicht ausgeschöpft. VP versucht, hier Wege zu zeigen: 1. Geschwister sollen hierarchisch zusammenleben, geprägt von Fürsorglichkeit der Älteren und Gehorsam aus dem Vertrauen der Jüngeren. 2. Wir brauchen einen neuen Umgang mit Frustration: Viele Kinder werden ausserhalb der Familie derart mit Frust beladen, dass dieser zu Hause in Form von Geschwisterstreit ausgetragen wird. An dieser Situation lässt sich nur schwer etwas ändern, es sei denn, man sorgt für eine weniger frustrierende Schulsituation. Wenn wir diese Frustration bejahen und als gegeben hinnehmen, können wir anders damit umgehen. Es gilt, Verhalten einzuüben, die unserer Gesellschaft weitgehend fehlen: Aggression zeigen, ohne zu verletzen und somit den Frust den schwächeren Mitmenschen weiterzugeben. Erwachsene wie Kinder können es lernen: Man kann schreien ohne anzuschreien. Man kann Dinge schmeissen oder zerreissen, ohne jemandem damit wehzutun. Wenn Eltern vorangehen, stehen die Chancen gut. Aber es braucht auch einen gewissen Druck, wenn sich hier etwas ändern soll: Wer sich nicht an diese Regel hält, der sollte bestraft werden, so, wie es vereinbart ist, so, wie es alle mittragen können und wollen, und vor allem so, wie ein Kind es ertragen kann, ohne erneut frustriert zu werden. Es braucht aber auch die Bereitschaft zu vergeben, immer wieder neu anzufangen, und es braucht zuerst den Mut zu glauben, dass es anders geht. Nur weil wir uns daran gewöhnt haben, ist ein Übel noch lange nicht unabänderlich.

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Livesendung vom 24. Februar 2014

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Info 14-01 "Soll ich mein Kind strafen? Teil 2"

"Ich habe dich ohne Helm in der Stadt gesehen. Wie muss ich das interpretieren?" - "Wer aus unserer Klasse einen Helm trägt, wird ausgelacht und als Kriecher bezeichnet. Alle haben ihn an der Lenkstange." - "Und du, was denkst denn du?" - "Ich weiss schon, aber..." Dieses Gespräch mit dem Oberstüfler könnte dann in die Frage einmünden: “Was würde dir helfen, auch in der Gruppe das zu tun, was du für richtig hältst?” oder auch “Ich sehe, du schätzest die Gefahren anders ein als Mama und ich, aber du möchtest tun, was wir sagen. Was könnte dir dabei helfen?” Nun könnte man die Helmtragepflicht an eine Abmachung knüpfen: “Wenn du schwach wirst und nicht tust, was du selber okay findest, wird das Velo eine Woche lang aus dem Verkehr gezogen.” Schön wäre es, wenn es dann hiesse: “Meinst du nicht, eine Woche sei etwas viel? Würdest du es schaffen, diese Strafe auszuhalten, ohne Umgehungspläne zu schmieden?” - “Vielleicht wären drei Tage besser - nein, doch eine Woche! Wenn ich den Kollegen sagen kann, dass mir das Risiko zu gross sei, macht es die Sache einfacher.” Ein solcher Dialog ist Ausdruck der Join-up-Beziehung. Wenn das Kind im Widerstand gegenüber seinem Vater wäre, wäre eine solche Strafe ein weiterer Baustein der Gegnerschaft. Deshalb geht es immer zuerst darum, ins Join-up zu kommen.

Diese Abmachung kann ein Argument sein in einem Entscheidungsprozess. Für ein Kind, das sich schlecht steuern kann oder das einem unerträglichen Druck ausgesetzt ist, wäre diese Abmachung unfair und würde die Beziehung gefährden. Deshalb haben wir auch im letzten Infobrief betont, wie heikel es ist, Kleinkinder zu bestrafen. Sie können ihr Verhalten nur sehr beschränkt steuern.

Ich möchte diesen Infobrief schliessen mit der Aussicht auf einen dritten Teil, eine Art These, die wir gerne mit euch Lesern diskutieren würden: Strafen in der Familie können nur dann hilfreich sein, wenn sie dem Ziel dienen, ein Klima zu schaffen, wo es ein Minimum von Druck, Angst und Sorgen gibt, weil die Würde aller geschützt wird vor verbaler und physischer Gewalt, vor Demütigungen und Ausgrenzungen.

Livesendung vom 27. Januar 2014

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